Im Keller wohnen: ungesund oder in Ordnung?
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Im Keller wohnen ist ungesund: Stimmt das? Manche Menschen denken das. Sie befürchten zu viel Feuchtigkeit oder eine zu hohe Radonbelastung der Luft, die beispielsweise während des Schlafens ungesund wirkt. Solche Befürchtungen sind nicht immer falsch. Falls sie – etwa in Bezug auf eine zu hohe Luftfeuchtigkeit – zutreffen, reichen oftmals aber einfache Maßnahmen aus, um gesund im Keller zu wohnen und zu schlafen.
Im Keller wohnen: Nur, wenn er dazu ausgebaut ist.
Man kann nicht einfach jeden Kellerraum zum Wohnen nutzen, wenn man das möchte. Welche Voraussetzungen die Räume erfüllen müssen, entscheidet die jeweilige Landesbauordnung. Die Vorgaben betreffen zum Beispiel den natürlichen Lichteinfall in die Räume, die Belüftung sowie die Mindestraumhöhe. Wer Vorgaben nicht beachtet und sich eventuell nötige Genehmigungen nicht besorgt, muss die Nutzung des Kellers als Wohnraum im ungünstigsten Fall aufgeben.
So hatte zum Beispiel das Sylter Dorint-Hotel 2011 Probleme aufgrund von 25 nicht genehmigten Keller-Wohneinheiten für Gäste. Nicht als “Wohnen” im engeren Sinn wird es eingestuft, wenn Menschen in heißen Sommern vorübergehend in Kellerräumen schlafen. Im Mehrfamilienhaus kann so etwas natürlich eher problematisch sein als im Einfamilienhaus. Allerdings kann es auch im Eigenheim in seltenen Fällen so sein, dass eine Missachtung von Baurecht besteht und geahndet wird.
Im Kellerraum herrschen oft Sonderbedingungen
Völlig unabhängig von Fragen rund um die Erlaubnis oder das Verbot einer Kellerwohnung oder des Schlafens in Kellerräumen bleibt die Frage: Im Keller wohnen ist ungesund – stimmt diese Aussage? Sie kann stimmen, weil in Kellerräumen oft eigene Konditionen herrschen. Die Außenwände des Kellers liegen meist ganz oder teilweise unterirdisch. Das hat Einfluss auf die Temperatur und indirekt oft auch auf die Luftfeuchtigkeit. In Kellerräumen ist es im Sommer häufig etwas kühler als in Räumen oberer Etagen. Dadurch fällt das Schlafen insbesondere an heißen Sommertagen leichter. Eine Reihe von Experten empfiehlt als ideale Temperaturen für guten Schlaf 16 bis 18 Grad Celsius. Andere sind mit konkreten Zahlen zurückhaltender und empfehlen allgemein eine Raumtemperatur, die man individuell weder als zu kalt noch als zu warm empfindet. Die Kellertemperaturen im Winter hängen beispielsweise von der Dämmung der Wände ab und davon, wie intensiv die Kellerräume beheizt werden.
Die Luftfeuchtigkeit ist unter anderem abhängig von der Raumtemperatur und vom Lüftungsverhalten. Gerade im Sommer kann der Feuchtigkeitsgehalt schnell einmal über den Optimalbereich für Wohnräume steigen. Der liegt in Wohn- und Schlafräumen bei 40 bis 60 Prozent. Strömt aber warme Luft während des Lüftens in die Kellerräume und kühlt dort ab, kann sie weniger Feuchtigkeit speichern als zuvor.
Relativ zur maximalen Speicherkapazität steigt dadurch der Feuchtigkeitsanteil der Luft und erreicht häufig Werte über 60 Prozent. Bei alledem kommt hinzu: Jeder Mensch verliert Wasser und ist damit selbst eine Feuchtigkeitsquelle. Wer schläft, schwitzt zum Beispiel mindestens einen Liter Schweiß aus. Das kann den Feuchtigkeitsgehalt der Raumluft weiter steigern, wenn nicht zugleich ausreichend Feuchtigkeit abgeführt wird.
Ist die Gesundheit im Keller gefährdet?
Übersteigt der Feuchtegehalt der Raumluft in den Wohn- und Schlafräumen einer Kellerwohnung häufig den oberen Optimalwert von 60 Prozent, kann es ungesund sein, sich dort lange aufzuhalten und zu schlafen. Einerseits steigt dann das Risiko, dass sich Schimmel bildet. Dieser sieht auf Wänden und Decken nicht nur hässlich aus. Er schädigt die Bausubstanz und gefährdet zudem die Gesundheit der Menschen in den Kellerräumen. Viel Feuchtigkeit in der Raumluft kann darüber hinaus zur Verbreitung von Milben und anderen Parasiten beitragen. Und es droht bisweilen noch ein weiteres Risiko: Ungesund ist nämlich auch ein hoher Radongehalt in der Raumluft.
Ein paar Worte über Radon
Radon ist ein radioaktives chemisches Element. Gemeinsam mit Radon-Zerfallsprodukten steht dieses Element in Verdacht, das Lungenkrebsrisiko zu erhöhen. Die Radonbelastung ist in verschiedenen Regionen Deutschlands unterschiedlich hoch. Die Süddeutsche Zeitung nannte im März 2018 als typische Radon-Gebiete das Erzgebirge und den Schwarzwald sowie den Bayerischen Wald bis zu den Alpen, die Sächsische Schweiz und Teile von Thüringen.
Durch Mauerrisse, undichte Fundamente oder Schächte für Kabel und Rohre gelangt Radon ins Rauminnere, wobei die Konzentration im Kellerraum in der Regel am höchsten ist.
Das Strahlenschutzgesetz definiert eine Obergrenze für die Radonbelastung in Innenräumen von 300 Becquerel pro Kubikmeter. Laut Süddeutscher Zeitung steigt das Krebsrisiko aber bereits bei 100 Becquerel pro Kubikmeter (Bq/m3) an, sodass man etwas unternehmen sollte. Die meisten Hausbesitzer müssen sich aber keine allzu großen Sorgen machen. Das belegt die Broschüre “Radon – ein kaum wahrgenommenes Risiko” des Bundesamts für Strahlenschutz.
Ihr zufolge gibt es in Aufenthaltsräumen von “nur” etwa fünf bis zehn Prozent aller Wohnungen in Deutschland Werte von über 100 Bq/m3. In nur 0,04 Prozent aller Wohnungen kommt es zu sehr problematischen Werten von über 1.000 Bq/m3 auf.
Was kann man für gesundes Wohnen im Keller tun?
Um problemlos im Keller einzuziehen, sind einige Maßnahmen sinnvoll, wenn die Bedingungen eher ungünstig sind. Renovierungsarbeiten können die Situation verbessern. Zu den sinnvollen Arbeiten können zum Beispiel eine Innendämmung oder eine neue Abdichtung gehören. Während sich die Innendämmung vergleichsweise einfach realisieren lässt, ist die neue Abdichtung oder eine Außendämmung viel aufwändiger. Bei zu hoher Luftfeuchtigkeit reicht bisweilen ein verändertes Lüftungsverhalten für Verbesserungen aus.
Richtiges Lüften verringert die Feuchtigkeit in den Kellerräumen. Der Feuchtigkeitsanteil sollte beim Lüften in der Außen- nicht höher als in der Raumluft sein. Deshalb empfiehlt sich im Sommer zum Beispiel ein Lüften am frühen Morgen.
In manchen Fällen sind Luftentfeuchter ein sinnvolles Instrument, um den Feuchtegehalt der Luft in einem Kellerraum zu senken. Für Wohnungen eignen sich Geräte wie der Dehumid 9 von Brune. Dringt Feuchtigkeit aufgrund von Bauschäden in den Kellerraum ein, sind eventuell aufwändigere Renovierungsarbeiten nötig, um das Problem zu beheben. Muss man für gesunden Schlaf den Radongehalt der Luft senken, empfiehlt sich ebenfalls ein verändertes Lüftungsverhalten.
Lüften kann natürlich nicht alleine durch das Öffnen von Fenstern geschehen. Wer sich für eine automatisierte Lösung entscheiden möchte, lässt eine Lüftungsanlage einbauen.
Baulich kann man einer hohen Radonbelastung beispielsweise auch entgegenwirken, indem man Radondrainagen ins Haus integriert oder Risse abdichtet.