Welche Milbenarten gibt es?
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Dem ZZF (Zentralverband der zoologischen Fachbetriebe) zufolge hielten die Deutschen 2017 über 34 Millionen Haustiere, was im Vergleich zu 2016 einer Steigerung von 9 Prozent entspricht. Neben Katzen und Hunden suchen aber leider auch Parasiten, darunter zahlreiche Milben, die Nähe der Menschen. Damit gehen einige hygienische Komplikationen einher. Um der Invasion im eigenen Bett Herr zu werden, sollte man seinen Feind aber schon sehr gut kennen. Doch welche Milbenarten gibt es überhaupt? Und wie geht man gegen die ungebetenen Gäste vor?
Milben sind nicht nur negativ
Auch wenn es erst einmal nicht nachzuvollziehen ist – Milben haben durchaus positive Eigenschaften. Schließlich hat die Natur den meisten der 50.000 Milbenarten eine wertvolle Aufgabe übertragen: die Weiterverwertung abgestorbener biologischer Materie. So lässt sich der Lebensraum der meisten Arten folgerichtig im Waldboden verorten. Und dort scheinen sich die mikroskopisch kleinen Spinnentiere wirklich wohlzufühlen: Immerhin besiedeln bis zu 500 Milben ein einziges Gramm Erde und repräsentieren damit einen bedeutenden Anteil der Mikroorganismen auf unserem Planeten. Ihr schlechter Ruf resultiert daher aus dem Verhalten der wenigen parasitären Milbenarten. Dabei muss man zugeben, dass deren Taktik selbst höher entwickelten Lebewesen zur Ehre gereichen würde:
Weil Milben, selbst für ihre geringe Körpergröße, ziemlich langsam sind, missbrauchen sie größere Insekten gerne als Transportmittel. Auf diesem Wege gelangen sie zu ihrem eigentlichen Ziel, also warmblütigen Säugetieren. So weisen besonders freilebende Nagetiere, wie Ratten, Eichhörnchen und Mäuse einen hohen Milbenbefall auf. Und da diese Spezies vermehrt mit unseren Haustieren in Kontakt treten, haben sich einige wenige Milbenarten inzwischen auch in menschlichen Behausungen angesiedelt. Die bekannteste davon ist zugleich auch der größte Vertreter seiner Rasse.
Zecken – Vampire im Miniformat
Was auf dem südamerikanischen Subkontinent die Giftspinne ist, stellt in unseren Breitengraden der gemeine Holzbock dar: Den Zeitgenossen, der mit die meisten menschlichen Urängste weckt.
Immerhin ernähren sich die achtbeinigen Gliederfüßer ausschließlich vom Blut ihrer Wirte. Um diese aus dem Hinterhalt anfallen zu können, verstecken sie sich von März bis Oktober im Unterholz.
Bedauernswerte Hunde und Katzen, die diesem Trick erlegen, tragen die Schädlinge anschließend auf direktem Wege in die deutschen Wohnzimmer und damit in recht unwirtliche Gefilde: Letztlich bedürfen Zecken der relativen Luftfeuchtigkeit von mindestens 80 %, um sich optimal entfalten zu können.
Und da sich der erhöhte Kohlenstoffdioxid-Anteil der Raum-Luft ebenfalls ungünstig auf die Lebenserwartung der Blutsauger auswirkt, verenden sie recht schnell, sobald sie von ihrem Wirt getrennt wurden.
Grund zur Entwarnung herrscht deswegen jedoch keinesfalls, weil parasitäre Lebensformen grundsätzlich potentielle Krankheitsüberträger sind. So können durch Zeckenbisse auch Menschen an Borreliose und FSME erkranken. Wer sich in den Sommermonaten häufig an der freien Luft aufhält, sollte daher mithilfe entsprechender Salben bzw. Sprays für durchgehenden Schutz sorgen. Die Tunnelbauer unter den Milbenarten lassen sich durch diese Maßnahme aber nicht aufhalten.
Grabmilben – Parasiten “unter Tage”
Ihren martialischen Namen verdanken die Grabmilben nämlich keinesfalls dem Umstand, dass sie vorwiegend auf Friedhöfen anzutreffen seien. Der bevorzugte Lebensraum dieser Milbenart beschränkt sich nämlich, ebenso wie der ihrer großen Verwandten, auf Büsche und Grasflächen. Dort harren die für das menschliche Auge nicht zu erfassenden Milben auf den Halmen und warten auf “Kundschaft”. Jene besteht erneut aus Säugetieren, deren obere Hautschichten die weiblichen Grabmilben als den bevorzugten Ort für die Eiablage auserkoren haben.
Mit ihren winzigen, zahnähnlichen Werkzeugen graben sie dazu kleine Tunnel in den Wirt, woraus sich ihre Namensgebung ableitet.
So weit, so gruselig. Jetzt kommt aber noch erschwerend hinzu, dass die Eier bzw. die Larven der Grabmilbe einen starken Juckreiz auslösen. Das dadurch entstehende Krankheitsbild wird von Medizinern Scabies und im Volksmund Krätze genannt. Dennoch besteht kein Grund zur Panik: Krätze lässt sich durch den Einsatz permethrinhaltiger Salben leicht in den Griff bekommen. Trotzdem stehen Grabmilben natürlich nicht in dem Verdacht, nützliche Mitglieder der Gesellschaft zu sein.
Haarbalgmilben – Unsere kleinen “Helferlein”
Ganz anders verhält es sich mit Haarbalgmilben: Deren natürlicher Lebensraum befindet sich an der Haarwurzel bzw. den Schweißdrüsen ihrer Wirte. Bei Menschen siedeln sie sich daher überwiegend im Gesicht an und ernähren sich dort von Bakterien und Fettpartikeln. Haarbalgmilben zählen damit zu den nützlichen Mikroorganismen, die den menschlichen Körper bevölkern.
Diese Art der speziesübergreifenden Kooperation wird in der Zoologie auch mit dem Begriff Symbiose (altgriechisch, sinngemäß etwa “Zusammenleben”) umschrieben. Wenn Hunde von diesen Milben befallen werden, ist die Situation jedoch nicht mehr ganz so harmlos: Dort können die possierlichen Spinnentierchen zu einer Schwächung des Immunsystems beitragen. Richtig haarig wird es aber erst bei der nächsten Milbenart.
Hausstaubmilben – Die unsichtbare Gefahr
Zunächst darf man den Hausstaubmilben aber dazu gratulieren, dass ihnen ein Novum gelungen ist: Sie ist die einzige der bislang bekannten Milbenarten, die sich auf den menschlichen Organismus spezialisiert hat. Ihre Ernährungsgrundlage bezieht sie dabei von Pilzen, die auf abgestorbenen Hautschuppen wachsen. Darüber hinaus haben sie sich optimal an die Bedingungen angepasst, die in menschlichen Behausungen vorherrschen: Bei einer Luftfeuchtigkeit von 60 – 70 % und Temperaturen von 25 – 30 ºC finden sie beste Fortpflanzungsbedingungen vor, weshalb sie sich überwiegend im Hausstaub unserer Polstermöbel aufhalten.
Besonders im Bett vermehren sie sich geradezu massenhaft. Das Problem besteht dabei weniger in ihrer bloßen Anwesenheit, als vielmehr in ihren Hinterlassenschaften: Der Kot der Hausstaubmilben enthält eiweißhaltige Partikel, die durch regelmäßiges Einatmen zu einer Hausstaub-Allergie und Asthma führen können.
Dementsprechend wirkt die durchschnittliche Lebenserwartung (etwa 30 Tage) der Milben nicht sehr beruhigend. Einzelne Exemplare können sogar 100 Tage überdauern.
So wird ein einzelnes Bett in den Sommermonaten nicht selten von 10 Mio. Tierchen bevölkert. Ihre Zahl sinkt erst wieder zu Winterbeginn, wenn die relative Luftfeuchtigkeit in den Wohnungen durch den Heizvorgang stark zurückgeht.
Für Allergiker ist damit aber noch keine Erholung verbunden: Die abgestorbenen Milben verfallen nun zu Staub und verbleiben anschließend noch monatelang in der Raum-Luft. Soviel zum Status quo, den es nun zu ändern gilt.
Wirksame Hausmittel und technische Optionen
Von den hier thematisierten Milbenarten darf man die Haarbalgmilben getrost ignorieren. Die Beseitigung von Zecken erweist ebenfalls als recht unkompliziert: Schließlich kann man sie sehen und somit ganz altmodisch zerquetschen. Um Grab- und Hausstaubmilben loszuwerden, bedarf es jedoch schon anderer Methoden. Um die Bildung einer Hausstauballergie zu vermeiden, ist es daher zunächst unerlässlich, die Wohnung selbst im Winter regelmäßig gut durchzulüften.
Darüber hinaus ist es wichtig, die Luftfeuchtigkeit unter der kritischen Grenze von 60 Prozent zu halten, ab der sich die beiden Milbenarten rasant vermehren. Darüber hinaus kann es nicht schaden, Polstermöbel, Bett und Matratze regelmäßig abzusaugen. Gesundheitsexperten empfehlen sogar, letztere in einem 7-Jahres-Rythmus auszutauschen. Wer bereits eine Allergie entwickelt hat, kann mit diesen Ratschlägen aber natürlich nicht mehr viel anfangen. Da wird man dann bereits zu speziellen Schonbezügen greifen müssen, die verhindern, dass die Hautschuppen in die Matratze eindringen. Abgesehen davon ist darauf zu achten, häufig benutzte Textilien in dem Zeitraum von drei Monaten zumindest einmal bei 60 Grad zu waschen.
Damit man als Allergiker aber nicht zum Ende eines jeden Quartals eine grandiose Waschorgie zelebrieren muss, kann man kleinere Textilien, wie Stofftiere oder Mützen, auch einfach für 24 Stunden ins Eisfach legen. Die darin enthaltenen Milbenarten werden auf diese Art ebenso wirkungsvoll abgetötet.
Klimatechnik gegen bestimmte Milbenarten richtig einsetzen
Ein völlig anderer Ansatz dafür, die Milbenpopulation in der Wohnung so gering wie möglich zu halten, verbirgt sich in der technischen Lösung. Wie man aus den bislang angesprochenen Ratschlägen folgern könnte, sind damit aber keinesfalls elektrische Lüftungsanlagen gemeint. Die Methode wäre sogar kontraproduktiv, da der Hausstaub dadurch nur zusätzlich aufwirbelt würde.
Allergikern sollte vielmehr daran liegen, den Wert der in der Raum-Luft gebundenen Feuchtigkeit herabzusenken. Für diesen Zweck eignen sich Luftentfeuchter, die im Prinzip wie ein elektrischer Schwamm wirken.
Ebenso zu empfehlen sind Luftreiniger, welche kleine Partikel aus der Luft filtern.