Salpeter im Keller
« Salzausblühungen effektiv bekämpfen »
Wer im Netz die Suchbegriffe “Salpeter” und “feuchter Keller” eintippt wird nicht völlig grundlos häufig auf Seiten verwiesen, die über Schimmelpilze informieren. So weisen die beiden Phänomene hinsichtlich ihrer Ursachen und optischen Erscheinungsform tatsächlich einige Gemeinsamkeiten auf, weichen ansonsten aber stark voneinander ab. Im nun folgenden Ratgeber werden Sie detaillierte Ausführungen über dieses Thema und vor allem wirksame Gegenmaßnahmen finden.
Blühende Landschaften
Der wohl bekannteste Ausspruch Kanzler Kohls hatte ostdeutsche Zyniker jahrelang zu bissigen Kommentaren animiert. Trägt sich diese Situation im eigenen Keller zu, dürften die Unmutsbekundungen sogar landesweit erschallen. Wohl ganz besonders dann, wenn die Wände zu “erblühen” scheinen. Unkundige Eigenheimbesitzer vermuten in diesem Falle häufig vorschnell, dass sich ihnen die ersten sichtbaren Zeichen fortschreitenden Schimmelbewuchses offenbaren. Die Salzausblühungen der Salpetersäure weisen auf den ersten Blick allerdings identische optische Merkmale auf, erfordern jedoch völlig andere Gegenmaßnahmen. Sie gilt als die stabilste Sauerstoffsäure auf Stickstoffbasis und ist in reinem Zustand völlig farblos.
Ihr Name leitet sich daher ab, dass sich durch Zugabe von Schwefelsäure Salpeter aus ihr extrahieren lässt. Die kristallinen Manifestationen (also die Salzausblühungen) finden an der Wand natürlich keine Laborbedingungen mehr vor, woraus die weiß-gräuliche Farbgebung resultiert. Die Ursache jener Erscheinungen klingt im ersten Moment noch unappetitlicher, als bei Schimmelpilzen: Salzausblühungen bilden sich im Keller, wenn biologische Abbauprodukte mit vorhandener Luftfeuchtigkeit reagieren und mit den in der Wand gebundenen Kalkablagerungen unsaubere chemische Verbindungen eingehen. Aus diesem Grunde wurde Salpeter lange Zeit ausschließlich innerhalb landwirtschaftlich genutzter Gebäudeteile, wie etwa Stallungen, verortet.
Es genügen aber bereits kleinste Spuren von Urin, die Anwesenheit mehrerer Haustiere oder etwas altes Obst, um erste Salzausblühungen hervorzurufen. Damit sich daraus entstehend dauerhaft Salzablagerungen festsetzen, fehlt nur noch das passende Klima.
Kein Grund für Urlaubs-Feeling: Keller mit subtropischem Klima
Dabei handelt es sich um relativ feuchte Wände, die ideale Ausbreitungsbedingungen für Salpetersäure bereithalten. Eine erst vor Kurzem aufgetretene Ursache für dieses Phänomen kann in den meisten Fällen ausgeschlossen werden, da massives Mauerwerk über Jahre Flüssigkeit aufnehmen muss, um als Lebensraum für Mikroorganismen fungieren zu können. Salpeter ist daher nicht einmal das größte Problem, das Besitzer dauerhaft feuchter Keller fürchten müssen.
Schließlich konnten Mediziner bis heute keine Wechselwirkung zwischen den Salzausblühungen und dem menschlichen Organismus nachweisen, sodass wohl keine gesundheitlichen Gefahren zu befürchten sind. Feuchte Wände sind daher eher deswegen als ungünstig einzustufen, weil sich auch Pilzstrukturen, etwa Schimmel oder Hausschwamm, gerne in ihnen niederlassen. Die zuletzt genannte Lebensform ist dabei besonders berüchtigt, weil sie sich in den hölzernen Bestandteilen der Wand festsetzt und damit auf Dauer auch Ziegel und Mörtel angreift. Im fortgeschrittenen Zustand droht somit sogar Einsturzgefahr.
Bevor es soweit kommt, dürften aber insbesondere Allergiker verärgert auf die uneingeladenen Mitbewohner reagieren: Sowohl Schimmel als auch Hausschwamm pflanzen sich durch die Verbreitung von Sporen fort, die starke gesundheitliche Schäden verursachen können, wenn sie sich in der Luft unangenehm anreichern.
Das Auftreten von Salpeter im Keller sollte daher kein Grund für Panikanfälle, aber doch als Warnsignal interpretiert werden. Schließlich bindet die salzhaltige Salpetersäure weitere Feuchtigkeit, sodass der Prozess durch dessen Anwesenheit noch beschleunigt wird. Demnach sollte jedem Eigenheimbesitzer daran gelegen sein, subtropische Zustände gar nicht erst aufkommen zu lassen.
Genialer Tipp für viele Lebenslagen: Kühl und trocken lagern
Deutsche Verbraucher kennen diesen Warnhinweis als Aufdruck von Lebensmittelverpackungen nur zu gut und wissen auch um dessen Hintergründe: Nässe und Temperaturen über 20 Grad bewirken, dass das Verfallsdatum deutlich vorverlegt wird. Und obwohl sich beim Frühstück wohl noch niemand von uns mit von Salpetersäure befallenem Gebäck konfrontiert sah, lässt sich der Ratschlag dennoch aufs Untergeschoss übertragen. Schließlich sammelt sich in den Kellerräumen tendenziell ohnehin mehr Feuchtigkeit an, als im Rest des Hauses. Über Putz verlegte Wasserleitungen und die vom blanken Erdreich umgebenen Wände tun ihr Übriges.
So veröffentlicht unter anderem das Gesundheitsministerium in regelmäßigen Abständen aktualisierte Empfehlungen zu den Grenzwerten, die in Wohn- und Funktionsräumen eingehalten werden sollten. Für das Untergeschoss werden diese zurzeit mit 10 – 15 °C und 50 – 65 % relativer Luftfeuchtigkeit angegeben. Der erste Punkt sollte in deutschen Eigenheimen indessen selten zu beanstanden sein, da in den Kellerräumen in der Regel keine Heizkörper installiert werden. Dass ein feuchter Keller durch die regelmäßige Zufuhr frischer Luft kostengünstig vor dem Wachstum mikrobiologischer Organismen bewahrt werden kann, scheint sich allerdings noch nicht in allen Bevölkerungskreisen herumgesprochen zu haben.
Wenn sich diese beiden Parameter im Norm-Bereich bewegen und das Wachstum von Salpeter im Keller dennoch ungebremst fortschreitet, dürfte einer der folgenden Gründe dafür vorliegen:
- undichte Wasserleitung
- defektes Fallrohr an der Außenwand
- undichter Terrassenabschluss
- Grundwasser, das direkt an der Außenmauer vorbeifließt
In all diesen Fällen befinden sich die Salzausblühungen zumeist an der Außenseite des Kellers und werden daher häufig erst so spät registriert, dass ein professionelles Gerät (u. a. starke Heizgebläse für Feuchträume oder spezielle Luftentfeuchter) verwendet werden muss, um für trockene Verhältnisse zu sorgen.
Solange sich die Problematik auf die Innenräume beschränkt, bekommt man die Situation aber auch ohne die Hilfe teurer Fachfirmen in den Griff.
So verwüsten Sie Ihren Keller
Im Jahre 146 musste sich Karthago den römischen Truppen nach dreijähriger Belagerung schließlich geschlagen geben. Damit endete der dritte Punische Krieg mit der Zerstörung der seinerzeit weltweit mächtigsten Handelsmetropole, der nicht zuletzt aufgrund der ständig wiederholten Forderung des römischen Senators Cato ausbrach: “Im Übrigen bin ich der Überzeugung, dass Karthago vernichtet werden sollte”.
Ob die fruchtbaren Felder der Umgebung damals mit Salz bestreut wurden, um sie dauerhaft zu verwüsten, ist bis heute nicht restlos geklärt. Dagegen ist es Fakt, dass diese Taktik seither von vielen Heerführern angewandt wurde. Und da die theoretischen Ausführungen zum Salpeterbewuchs nun abgeschlossen sind, wird es Zeit, dem Eindringling “den Krieg zu erklären”.
Wie bei militärischen Operationen üblich, befasst sich der erste Schritt mit der Feindaufklärung: Ist die zu reinigende Wand nun tatsächlich von Salpeter oder aber doch von Schimmel befallen?
Um dies zu klären, muss leider direkter Feindkontakt aufgenommen werden:
Die Salzkristalle der Salpetersäure sind grundsätzlich sehr trocken und von weißlicher Farbgebung, während Schimmel gräulich schimmert und an der Oberfläche meist einen leichten, feuchten Film bildet.
Nachdem der Bewuchs positiv als Salpeter identifiziert wurde, sollten zunächst empfindliche Installationen abgeklebt werden, damit sie von der ätzenden Substanz nicht in Mitleidenschaft gezogen werden.
Anschließend sind noch geschlossene Arbeitskleidung, Mundschutz und Handschuhe anzulegen, da die Arbeit mit erhöhtem Staubaufkommen einhergeht. Sobald die Vorbereitungen abgeschlossen sind, geht es aber erstaunlich schnell:
- Salpeterentferner aus dem Handel großflächig auftragen und etwa 10 Minuten einwirken lassen
- Sämtliche Salzausblühungen mit der Drahtbürste sorgfältig von den betroffenen Wänden entfernen
- Im Anschluss gut mit Wasser abspülen
- Während der gesamten Arbeitsdauer für stetige Zufuhr frischer Luft sorgen, um die Staubbelastung zu minimieren
Nach der Schlacht ist vor dem Wiederaufbau
Wenn Sie den Salpeter und dessen Ursache erst mal entfernt haben, müssen Sie noch dafür sorgen, dass die Veränderung auch langfristig bestehen bleibt. Immerhin kann der Feind unversehens wiederauftauchen, solange das Mauerwerk noch Rest-Feuchtigkeit in sich birgt. Diese ist mit den folgenden drei Maßnahmen leicht in den Griff zu bekommen:
- Die Kellerräume wochenlang gut durchlüften.
- Bei schwerwiegenden Fällen kann der Einsatz handelsüblicher Luftentfeuchter den Prozess zusätzlich beschleunigen.
- Der Fortschritt lässt sich durch Feuchtigkeitsmessungen mit Hygrometern lückenlos dokumentieren bzw. nachvollziehen.
Sollte der Salpeterbewuchs jedoch bereits Jahre angedauert haben, dürften sich die Salze tief ins Mauerwerk eingegraben haben. Um sie dort restlos zu entfernen, bedarf es leider der Mithilfe professioneller Sanierungsunternehmen, mit denen sich in den meisten Fällen aber glücklicherweise eine Pauschalsumme für alle anfallenden Arbeiten vereinbaren lässt.
Abschließend lässt sich damit das Fazit ziehen, dass Salpeter der modernen Kriegmaschinerie zwar nicht viel entgegenzusetzen hat, der Feldzug aber durchaus recht kostspielig ausfallen kann. Somit sollte Eigenheimbesitzern daran gelegen sein, bereits bei den ersten Anzeichen wirkungsvolle Gegenmaßnahmen zu ergreifen.