Kondensatbildung am Fenster
« Ursachen und Wirkung »
In der letzten Dekade mehrten sich aus deutschen Eigenheimen die Beschwerden über zunehmende Kondensatbildung am Fenster und die damit wachsende Schimmelgefahr. Erste Erklärungsansätze für dessen Ursache fußten häufig noch auf der globalen Erderwärmung. Inzwischen weiß man jedoch, dass sich der deutsche Verwaltungsapparat für die gestiegene Gesundheitsgefährdung in Wohnräumen hauptverantwortlich zeichnete.
Wenn es im Wohnzimmer mal wieder regnet
In wie fern kann die Verwaltung Schuld an der Kondensatbildung am Fenster tragen? Nun, zurückführen lässt sich dieser Schluss auf die aktuelle Energieeinsparverordnung (EnEv), deren Vorschriften zur Wärmedämmung die Luftzirkulation in Innenräumen weitgehend unterbinden.
Die erhöhte Luftfeuchtigkeit in der Wohnung führt dann dazu, dass sich am Fenster Kondenswasser bildet, womit wiederum ideale Lebensbedingungen für Schimmelpilze geschaffen werden.
Bevor man tiefer in die Materie eintaucht, ist es jedoch vorteilhaft, die physikalischen und technischen Grundlagen nachzuvollziehen, die für die Kondensatbildung in der Wohnung ausschlaggebend sind. Dabei fühlt man sich zunächst in den schulischen Physikunterricht zurückversetzt: Alle in sich geschlossenen Systeme streben nach Potentialausgleich. Wenn sich also innerhalb der Erdatmosphäre in der Temperatur stark voneinander abweichende Luft-Felder befinden, werden sie sich zunächst umkreisen und letztlich aufeinander zubewegen, um sich gegenseitig zu neutralisieren. Gerade im Hochsommer lässt sich dieser Prozess während der gefürchteten Sommergewitter auch optisch sehr eindrucksvoll nachvollziehen.
In Bezug auf die Kondensatbildung am Fenster ist aber vor allem der zweite Effekt relevant, der auftritt, wenn warme und kühle Luft aufeinandertreffen: So kann erwärmte Luft wesentlich mehr Luftfeuchtigkeit speichern als kühle und gibt sie erst bei Erreichen einer gewissen Sättigung oder bei sinkenden Temperaturen in Form von Regen oder Tau wieder ab. Meteorologen sprechen in diesem Zusammenhang daher auch vom sogenannten “Taupunkt”, an dem sich Luftfeuchtigkeit zu Kondenswasser wandelt. Da hier sämtliche physikalischen Systeme miteingeschlossen wurden, bleibt die Kondensatbildung natürlich nicht auf die Atmosphäre beschränkt, sondern findet quasi im Miniformat auch in der Wohnung statt. Aber warum geschieht das dann nicht gleichmäßig, sondern immer nur am Fenster?
Inkompatibel: frische Luft und feuchte Fenster
Hier kommt nun die EnEv ins Spiel. So wurde das Mauerwerk für deutsche Wohn- und Bürogebäude bis 2001 prinzipiell etwas luftdurchlässig, der Fachmann spricht hierbei von einer “porösen” Wand, ausgeführt. Seitdem gelten wesentlich höhere Grenzwerte für die Gebäudedämmung, damit die Klimaziele der Bundesregierung nicht in Gefahr geraten. In den Wintermonaten liegt somit folgende Situation vor, dass zwischen der Raum- und Außenluft ein Temperaturgefälle von bis zu 30 Grad Celsius auftreten kann, während sie hermetisch voneinander abgeriegelt sind. Zur Kondensatbildung am Fenster kommt es dann einfach daher, weil die Feuchtigkeit grundsätzlich am kühlsten Punkt oder Gegenstand der Wohnung kondensiert. Und solange die Wärmedämmung fachgerecht ausgeführt wurde, handelt es sich dabei fast immer um die Fenster bzw. deren Scheiben.
Was dann geschieht, ist simple Mikrobiologie: Das Kondenswasser sammelt sich an der Scheibe, tropft schließlich herab und hält die direkte Umgebung des Fensters über den gesamten Winter immer schön feucht. In Kombination mit der warmen Raumluft sind damit alle Grundvoraussetzungen gegeben, um dem Wachstum von Schimmel ordentlichen Vorschub zu leisten. Um dem entgegenzuwirken empfiehlt sich Stoßlüften. So empfiehlt das Bundesumweltministerium den Eigenheimbesitzern, im Winter 5 – 10 Minuten lang durchzulüften. Im Vergleich zur Periode vor der EnEv soll dieser Vorgang aber leider nicht mehr täglich, sondern inzwischen alle 90 Minuten erfolgen, um das Auftreten von Kondenswasser am Fenster zu vermeiden. Unabhängig davon, ist auch noch jedes Mal frische Luft in die Wohnung zu lassen, sobald die relative Luftfeuchte den kritischen Wert von 60% überschreitet, was häufig während des Kochens und Wäschetrocknens geschieht.
Wenn feuchte Fenster für immer der Vergangenheit angehören sollen, kann man aber natürlich auch einfach die herkömmlichen Exemplare durch neue Isolierfenster mit Doppelverglasung ersetzen lassen. Diese komplettieren die Sanierungsmaßnahmen des Gebäudes, da sie zwischen ihren Scheiben ein kleinen Luftspalt besitzen, der die hermetische Trennung von Raum- und Außenluft sicherstellt.
Um Kondenswasser am Fenster zu vermeiden, hat sich die Anschaffung doppelt verglaster Exemplare somit zweifelsfrei bewährt.
Leider verursachen sie im direkten Gegenzug aber auch schon wieder ein neues Problem: Die Gebäude sind von der Außenluft nun vollständig isoliert, sodass die CO2-Konzentration im Innenraum unaufhörlich ansteigt. Die Folgen jenes Missstandes sind nur zu gut bekannt: So werden zahlreiche Zivilisationskrankheiten, wie Migräne, Konzentrationsschwierigkeiten sowie allgemeine Müdig- und Übelkeit auf niedrige Sauerstoffwerte in der Luft zurückgeführt. Und wie lässt sich das nun wieder vermeiden?
Wettermanipulation im Eigenheim
Ab hier kommt man ohne technische Unterstützung nicht mehr vorwärts. Erstes Mittel der Wahl, um schlechte Raumluft und Kondensatbildung in der Wohnung zugleich zu vermeiden, ist von jeher die zentrale Lüftungsanlage.
Diese Systeme ersetzten die manuelle Lüftung, indem ein kompressorbetriebener Hauptlüfter zahlreiche Sekundärgeräte antreibt, die die Luft in der Wohnung in regelmäßigen Abständen vollständig austauschen. Viele davon verfügen zudem über integrierte Luftentfeuchter, um erhöhte Luftfeuchtigkeit und die dadurch mögliche Kondensatbildung restlos auszuschließen.
Eigenheimbesitzer mit individuellen Wünschen für einzelne Räumlichkeiten greifen dagegen eher auf dezentrale Lüfter zurück, die niedrigen Sauerstoffwerten und Kondenswasser mit voneinander unabhängigen Konfigurationen begegnen.
Natürlich hat auch diese Methode mal wieder so ihre Tücken: Fest verbaute Lüfter, die die Außenwand des Gebäudes durchstoßen, widersprechen dem Inhalt fast aller aktuellen deutschen Mietverträge. Während Eigenheimbesitzer der Kondensatbildung hiermit wirkungsvoll vorbeugen können, müssen Mieter etwas kreativer vorgehen.
Luftfeuchtigkeit einfach senken
Eine Option, die dafür in Frage kommt, die Luftfeuchtigkeit zu senken, galt ursprünglich industriellen Zwecken: mobile Luftentfeuchter.
Sie zählen zu den ortsveränderlichen Geräten, die immer dort zum Einsatz kommen, wo sie gerade am nötigsten gebraucht werden. Daher gehören mobile Luftentfeuchter bis heute zur Grundausstattung in Betrieben, die verderbliche Ware verarbeiten und im weitesten Sinne der Lebensmittelindustrie zuzuordnen sind, um dem Wachstum von Schimmel zuverlässig vorzubeugen.
Dabei bedienen sie sich eines einfachen Tricks: Der vom Lüfter angesaugte Luftstrom wird über eine stark gekühlte Oberfläche geleitet, sodass der Entfeuchter selbst die kühlste Stelle im Raum repräsentiert, an der die Feuchtigkeit kondensiert.
Neben der Verwendung in reinen Mietwohnungen kommen diese Vorzüge im Privatsektor vor allem in den Küchen und Bädern eng gebauter Reihenhäuser zum Tragen: Direkt nach dem Kochen bzw. Duschen steht der Wasserdampf hier gewissermaßen in der Luft und schlägt sich später im gesamten Raum feucht nieder.
Insbesondere in einem Bad ohne (oder nur sehr kleinem) Fenster sind elektrische Entfeuchter somit fast unentbehrlich.