Luftfeuchtigkeit Steuern: Optimales Raumklima für Ihre Gesundheit
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„Man könnte froh sein, wenn die Luft so rein wäre wie das Bier.“ Als Richard von Weizsäcker (Bundespräsident von 1984 – 94) diesen Ausspruch während seiner Amtszeit tätigte, war ihm dessen Langlebigkeit wohl kaum bewusst. So bilden hitzige Diskussionen um das angemessene Raumklima einen festen, wenngleich medial unterrepräsentierten Bestandteil der globalen Klimadebatte. Wie sich in Innenräumen die Luftfeuchtigkeit steuern lässt, verdeutlichen wir Ihnen.
Kurios: Die perfekte Luftfeuchtigkeit löst Allergien aus
Auf dem Weg dorthin gilt es zunächst festzuhalten, dass es so etwas wie die “optimale” Luftfeuchte in Innenräumen nicht geben kann, weil hier zwei Interessen aufeinandertreffen. Der erste Part, wenn es darum geht, die Luftfeuchtigkeit zu steuern, tangiert die Gesundheit der Bewohner bzw. deren Immunsystem. Dies ist vor allem in den Wintermonaten von Belang, wenn die Luft nach tagelangem Dauerheizen ausgelaugt und staubtrocken erscheint. So zeigen sich mit Kopfschmerzen und verstopften Atemwegen schon bald die ersten Anzeichen einer gewöhnlichen Grippeinfektion. Neben dem vermehrten Auftreten der Erregerstämme ist der Umstand auch auf zu wenig Feuchtigkeit in der Luft zurückzuführen. Schließlich trocknen unsere Schleimhäute in warmem, trockenem Klima so stark aus, dass Viren leichtes Spiel haben und beinahe ungehindert in die Blutlaufbahn gelangen.
Im Vergleich dazu sind im Sommer schon beinahe “Luxus”-Probleme zu verzeichnen: Steigt die relative Luftfeuchte über 80 Prozent, reagiert der menschliche Organismus mit rapide fallendem Blutdruck und der damit einhergehenden Einbuße im körperlichen Leistungsvermögen. Zu dieser Jahreszeit sind des weiteren Schlafstörungen und Konzentrationsmängel weit verbreitet.
Von medizinischer Seite gilt daher die Raumtemperatur von 20 – 21 °C und eine relative Luftfeuchte von 50 – 70% als ideales “Wohlfühlklima”. Warum die Werte problematisch sind, zeigt sich beim Blick auf die Lebensgewohnheiten klassischer Allergene wie Hausstaubmilben und Schimmelpilze, die bei exakt diesem Klima wachsen und gedeihen. So gilt mangelnder Luftaustausch in der Wohnung nicht zuletzt als einer der Gründe für das vermehrte Auftreten von Allergien. Bezüglich der relativen Luftfeuchte in Wohnräumen muss somit zwangsläufig ein gewisser Kompromiss in Kauf genommen werden, der sich laut Bundesumweltamt idealerweise bei 40 – 60 Prozent einpendeln sollte.
Alte Akteure auf einem neuen Spielfeld
Damit nähern wir uns dem Kernthema. Dem ersten Impuls folgend, könnte man nun die Fenster aufreißen, um die Luftfeuchtigkeit zu steuern. Auf diese Art wird aber lediglich ein Problemfeld geschlossen, indem zwei neue aufgetan werden: Im Winter konterkariert das unkontrollierte Lüften die kostspieligen Bemühungen beim Heizen, während es das Raumklima in den wärmeren Jahreszeiten sogar negativ beeinflussen kann. In vielen Situationen ist also etwas filigrane Feinarbeit gefragt, um die Luftfeuchtigkeit zu steuern. Hier kommt nun die moderne Klimatechnik zum Tragen. Dabei wirken diese Produkte auf den ersten Blick ein wenig zu zweckmäßig und in ihrer Leistungsfähigkeit teilweise auch überdimensioniert. Der Umstand ist einfach darin begründet, dass es sich hier um Nachfolgemodelle hochspezialisierter Luftbefeuchter und -entfeuchter handelt, die vorrangig die klimatischen Bedingungen in industriell und gewerblich genutzten Räumlichkeiten steuern sollten.
Im Privatsektor kommen sie erst seit knapp 20 Jahren zum Zuge. So führte die im Jahre 2001 in den Bundestag eingebrachte Energieeinsparverordnung (EnEv) auf gleich zweierlei Arten einen Paradigmenwechsel herbei: Die Heizkosten sanken dramatisch, während sich das Raumklima zunehmend verschlechterte. Der Übergang automatischer Luftbefeuchter und artverwandter Geräte zum vollwertigen Wohnraumaccessoire kann somit noch nicht vollständig abgeschlossen sein. Wie die weiteren Ausführungen deutlich machen werden, befindet sich die Klimabranche aber auf einem guten Weg zum Idealkonzept, um die Luftfeuchtigkeit zu steuern.
Der Luftentfeuchter
Da wäre als erstes ein Modell zu erwähnen, dass viele Menschen zumindest schon einmal flüchtig gesehen, es aber nicht richtig wahrgenommen haben. So werden Luftentfeuchter nicht selten als Bautrockner, bei Überschwemmungen und ähnlich gravierenden Wasserschäden eingesetzt. Kleinere Geräte, wie etwa der Dehumid, wirken inzwischen aber fast ausschließlich im Wohnumfeld. Bezüglich ihrer Wirkungsweise imitieren sie weitgehend die bewährte Technik moderner Klimaanlagen: Ein Ventilator saugt die Luft ins Geräteinnere und führt sie über eine mit chemischen Hilfsmitteln gekühlte Oberfläche. Auf diese Art wird sie bis auf die gewünschte Temperatur bzw. bis zum Taupunkt abgekühlt. Demzufolge kommen Entfeuchter im Wohnbereich in erster Linie im Sommer zum Einsatz, um die Luftfeuchtigkeit zu steuern und effektiv abzusenken.
Der Luftbefeuchter
Der zweite Kandidat, der Luftbefeuchter, bewirkt das exakte Gegenteil und kann dieses Ziel auf drei Arten erreichen:
- Verdampfer: Die kleinen Kraftpakete erhitzen Leitungswasser bis zum Siedepunkt und verteilen den aufsteigenden Dampf ventilatorgestützt in der Luft.
- Verdunster: Der direkte Gegenentwurf zum Entfeuchter. Dem angesaugten Luftstrom wird Feuchtigkeit zugeführt, anstatt entnommen.
- Zerstäuber: Bereitgestelltes Wasser wird mithilfe eines Ultraschall-Generators zu kaltem Wassernebel transformiert, der über kleinste Düsen in die Luft geblasen wird.
Ein automatischer Luftbefeuchter, wie er bevorzugt in Allergiker-Haushalten zum Einsatz kommt, ist an dieser Stelle aber noch nicht in Sicht. All diese Modelle müssen noch manuell bedient werden, solange ihnen die Möglichkeit fehlt, Luftfeuchtigkeit direkt zu ermitteln. Damit ist die Bühne für das Hygrostat und andere Messgeräte bereitet.
Das Hygrostat
Und hinsichtlich ihrer Vergangenheit stellen die Kameraden die anderen Akteure der Klimabranche locker in den Schatten: Die ersten Messgeräte zur Ermittlung der Absorption (oder einfach “Hygrometer”) wurden 1783 von Horace-Benedict de Saussure zum Patent angemeldet. Seine bekannteste Arbeit besteht zweifelsfrei im sogenannten Haar-Hygrometer, das im betrieblichen Bereich bis heute die bevorzugte (weil sehr exakte) Alternative darstellt, um Luftfeuchtigkeit zu steuern bzw. zu detektieren. Sie nutzt die natürliche Eigenschaft tierischer und menschlicher Haare, sich bei zunehmender Feuchtigkeit auszudehnen. So erreichen Haare im “Ruhemodus” (0% relative Luftfeuchte) ihre übliche Länge und verlängern sich bei gesättigter Luft um bis zu 2,5 cm. Die Abweichungen lassen sich gut messen und an analoge Anzeigen übermitteln. Beim Erreichen der voreingestellten Grenzwerte lösen diese den Startprozess der Anlage aus und steuern die Hauptgeräte an.
Der einzige Nachteil bei der Methode besteht darin, dass die Messgeräte wirklich sehr empfindlich daherkommen und sehr oft neu kalibriert werden müssen, damit sie korrekte Ergebnisse liefern. In Haushaltsgeräten werden sie daher nicht verwendet, wo digitale Hygrometer zum Einsatz kommen. Ihr Arbeitsauftrag deckt sich fast vollständig mit dem ihrer “haarigen” Kollegen: Der Nutzer legt am Bedienungsfeld die gewünschten Grenzwerte fest. Die in den Messgeräten verbauten Sensoren ermitteln nun die relative Luftfeuchte, indem sie Schwankungen des elektrischen Widerstandes registrieren. Bei Bedarf steuern sie dann den Hauptlüfter des Gerätes an und stoppen den Prozess noch vor dem Erreichen des oberen bzw. unteren Grenzwertes.
Luftfeuchtigkeit steuern: Automatisierung macht einiges einfacher
Damit ist nun fast alles gesagt: Luftbefeuchter und andere Geräte der modernen Klimatechnik steuern die Luftfeuchtigkeit in unseren Wohnungen, während wir im Büro verweilen oder unseren wohlverdienten Schlaf genießen. Der Intervallbetrieb verringert den Energiebedarf und passt somit hervorragend zu den heutigen technischen Ansprüchen. In Sachen Bedienerfreundlichkeit und Sparsamkeit hat die Branche also durchaus Fortschritte erzielt. Zur perfekten Kontrolle der Luftfeuchte im Wohnumfeld fehlen allerdings noch ein paar Details: Die Technik operiert zumeist mit stehendem Wasser, in dem sich bei unregelmäßiger Pflege Keime rasant vermehren. Zudem scheint sie in ihrer früheren Aufgabe in der Industrie zu verharren und transportiert optisch noch immer ein überaus praktisches (aber kein modernes) Bild. Doch das sind wirklich nur noch Kleinigkeiten auf dem Weg zur Zielvorgabe, dass die Luft wieder so rein wie deutsches Bier werden möge.