Luftfeuchtigkeit bei Fußbodenheizungen
« Moderne Technik richtig einsetzen »
Während der Energiewandel durch umfassende mediale Berichterstattung begleitet wird, vollzieht sich ein weiterer Paradigmenwechsel beinahe unbemerkt. So endet zurzeit die Ära klassischer Heizsysteme zugunsten energiesparender Fußbodenheizungen: Bei Neuinstallationen in Eigenheimen liegt ihr Anteil mittlerweile über 50 Prozent. So erfreulich die Entwicklung für den Geldbeutel der Deutschen sein mag, beschränkt sich unser Interesse als Fachmagazin für Klimatechnik auf die Frage, inwiefern die Luftfeuchtigkeit durch die Fußbodenheizung beeinflusst wird.
Geglückte Annäherung ans ideale Raumklima
Um diesen Sachverhalt zu erörtern, bedarf es zunächst grundlegender Kenntnisse der Wirkungsweise der modernen Fußbodenheizung. Wie der Name schon sagt, ist die gesamte Anlage im Bodenaufbau integriert. Sie besteht im Wesentlichen aus einem weit verzweigten Rohrsystem, das während der Heizsaison mit Warmwasser gespeist wird. Aufgrund der großen Oberfläche liegt die durchschnittliche Vorlauf-Temperatur der Fußbodenheizung deutlich unter jener, herkömmlicher Heizkörper.
So genügen meist schon Wassertemperaturen um die 23 Grad, um die vielbeschworene Wohlfühlatmosphäre im Wohnbereich zu produzieren.
Dass dies sehr schonend und kontinuierlich geschieht, ist äußerst vorteilhaft für empfindliche Einrichtungsgegenstände, wie Antiquitäten, und insbesondere auch für den menschlichen Organismus. Damit lässt sich bereits erahnen, dass die Luftfeuchtigkeit durch die Fußbodenheizung in erster Linie positiv beeinflusst wird. So war mit herkömmlichen Heizkörpern die Problematik verbunden, dass sie die Luft in ihrer direkten Umgebung unangenehm austrockneten, während die Temperatur in den entgegengesetzten Ecken des Raumes viel zu niedrig blieb. Hierdurch entstanden nicht selten Kältebrücken, an denen Luftfeuchtigkeit kondensierte, was mit erhöhtem Schimmelrisiko einherging.
Mit der neuen Lieblingsheizung der Deutschen lassen sich diese Unannehmlichkeiten geschickt umschiffen. Das ideale Raumklima rückt somit in greifbare Nähe, wenngleich es noch vollständig erreicht wird. Denn wie so häufig, steckt der Teufel im Detail…
Massive Staubentwicklung verringert die Luftfeuchtigkeit
Das Detail ist in diesem Fall der Fußboden, in dem die Heizung verlegt wurde: Wird er mit schweren Teppichen belegt, staut sich die Hitze. In der Folge muss das Thermostat höher gedreht werden, sodass auch die monatlichen Heizkosten empfindlich ansteigen. Viele Eigenheimbesitzer verzichten beim Einsatz von Fußbodenheizungen daher auf Teppichböden, obwohl diese Hausstaub binden und somit auch die Luft reinigen. Nun lagert er sich jedoch auf dem ungeschützten Parkettboden ab, der sich während der Heizperiode stark erwärmt. Kleinste Partikel lösen sich dadurch in regelmäßigen Abständen aus den Flusen und reichern sich in der Luft an.
Das Bundesgesundheitsamt rät Allergiker-Patienten daher grundsätzlich davon ab, Fußbodenheizungen installieren zu lassen. Schließlich bedarf es weiterer Vorkehrungen, um der Entwicklung entgegenzuwirken. Die erste Maßnahme betrifft zweifelsfrei vermehrtes und gründlicheres Staubsaugen. Dazu müssen die Räume regelmäßig entlüftet werden. Wer dies aus beruflichen oder persönlichen Gründen nicht in Eigenregie umsetzen kann, wird dann schon auf einen professionellen Luftreiniger zurückgreifen müssen.
Sein Einfluss auf die Stromrechnung kann bei normaler Raumgröße vernachlässigt werden. Das gilt jedoch nicht für die Art des Filtersystems, das mit dem Gütesiegel “HEPA” gekennzeichnet sein muss, damit auch wirklich alle schädlichen Partikel aus der Luft entfernt werden.
Der Filter muss darüber hinaus regelmäßig ausgetauscht werden, sodass auch der Luftreiniger noch nicht die Ideal-Lösung darstellt, um das Raumklima zu optimieren. Aufgrund der eingesetzten Heizungstechnik sind wirksame Alternativen jedoch rar…
Fußbodenheizung – die Technik mit dem “schwarzen Daumen”
Schließlich greifen hier gleich zwei der langjährig bewährten, zum Zwecke der Staubbindung entworfenen, Eigenkreationen ins Leere: So sind feuchte Handtücher über der Fußbodenheizung wahrlich ungeeignet, um die Luftfeuchtigkeit zu verbessern. Daneben gelten Zimmerpflanzen als Allheilmittel bei hoher Staubentwicklung und niedriger Luftfeuchtigkeit. Dabei gilt es jedoch zu berücksichtigen, dass sich die Gewächse über Jahrmillionen an die Bedingungen in freier Natur angepasst haben. Sie sind demnach an feuchte Erde gewohnt und daran, dass die Luft-Temperatur mit zunehmender Höhe absinkt.
Beim Einsatz einer Fußbodenheizung ist dieser Effekt nachhaltig gestört: Der Raum wird vor allem in Bodennähe aufgeheizt, sodass das Wurzelwerk der Pflanzen innerhalb weniger Wochen austrocknet. Demnach sind offene Wasserquellen wesentlich besser geeignet, um die Luftfeuchtigkeit über der Fußbodenheizung zu erhöhen: Ebenso wie bei feuchten Handtüchern kommt hier der Effekt der Verdunstung zum Tragen. Durch den aufgewärmten Parkettboden wird er sogar nachhaltig beschleunigt.
Ob man dafür nun Wasserschälchen, ein offenes Aquarium oder einen dekorativen Zimmerspringbrunnen bevorzugt, ist letztlich Geschmackssache. Sie alle sind gleichermaßen geeignet, um überschüssigen Staub aus der Luft zu filtern und langfristig zu binden. Wenngleich nur bis zu einem gewissen Punkt: In besonders großen Räumen geraten natürliche Luftbefeuchter schnell an ihre Grenzen, sodass dort die elektrische Variante sicherlich die bessere Wahl darstellt.
Tatort Bad
In den Sanitärräumen gelten wiederum völlig andere Regeln. Hier hat sich die Fußbodenheizung schon vor Jahrzehnten verdient gemacht, da sie unbekleidete Füße selbst im tiefsten Winter angenehm wärmt. Der damit einhergehende Nachteil ist im Vergleich dazu nicht ganz so offensichtlich, aber keinesfalls zu vernachlässigen: Beim Duschen und Baden werden große Mengen Wasserdampf freigesetzt, der an den Zimmerwänden kondensiert und gen Boden tropft. Dies ist in Badezimmern grundsätzlich ein Problem. So greift die Feuchtigkeit die Bausubstanz an und sammelt sich selbst in kleinsten Ritzen.
Naturmaterialien wie Holz sind hierbei besonders gefährdet, da sie Wasser über lange Zeit speichern und bei entsprechenden Temperaturen schnell vermodern können. Exakt solche Schäden in der Bausubstanz repräsentieren wiederum den idealen Nährboden für Schimmelpilze. Bei Flächenheizungen verschärft sich die Lage zudem noch einmal erheblich. So ist die Luftfeuchtigkeit über der Fußbodenheizung ständig erhöht, da das kondensierte Wasser auf dem erwärmten Boden erneut verdunstet. Damit produziert die Technik gewissermaßen einen immerwährenden Wasserkreislauf.
Um ihn zu durchbrechen, empfehlen sich Lüftungsanlagen, die sich ab einem voreingestellten Grenzwert automatisch zuschalten und die überschüssige Feuchtigkeit ins Freie transportieren. In Eigenheimen werden hierfür in der Regel fest installierte Systeme verwendet. Deren Einbau erweist sich in Mietwohnungen aus rechtlichen Gründen zumeist als ausgeschlossen, weshalb dort vermehrt mobile Luftentfeuchter anzutreffen sind.
In beiden Fällen gilt es jedoch darauf zu achten, die Badezimmertür nach dem Duschen für etwa eine halbe Stunde zu öffnen, um die Technik manuell zu unterstützen. Solange es mit den wohnlichen Begebenheiten korreliert, darf dies aber auch schon während der körperlichen Hygiene ins Auge gefasst werden. So verteilt sich die Feuchtigkeit über die gesamte Wohnung und kann sich im Bad nicht übermäßig anreichern.
Fußbodenheizung: Beim Thema Raumklima ein zweischneidiges Schwert
Um den eingangs erwähnten Paradigmenwechsel in der Heizungsbranche wieder aufzugreifen, sind noch einmal die Vorteile der Flächenheizungen hervorzuheben: Sie verbrauchen etwa 30 Prozent weniger Energie als herkömmliche Systeme, sind sehr langlebig und produzieren angenehme klimatische Bedingungen in Innenräumen. Trotz höherer Anschaffungskosten stellen sie somit fraglos einen entscheidenden Fortschritt dar. Die im Vergleich recht hohe Staubentwicklung und vor allem der zuweilen problematische Betrieb im Badezimmer dämpfen die Freude jedoch gleich wieder.
In Kombination mit der modernen Klimatechnik empfinden viele Deutsche die Fußbodenheizung als Bereicherung in ihrem Wohnumfeld.
Ebenso wie dieser Bericht ist die Ära der klassischen Heizkörper damit ihrem Ende nahe. Was angesichts der negativen Auswirkungen dieser aufs Raumklima und die Luftfeuchtigkeit nun wahrlich kein Grund zum Trauern darstellt.