Feuchte Wände
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Wer feuchte Wände in der Wohnung hat, nutzt einfach einen Luftentfeuchter und die feuchte Wohnung wird wieder trocken. Es wäre schön, wenn die Dinge so einfach wären. Aber oft ziehen feuchte Wände viel aufwändigere Arbeiten nach sich. Entfeuchter sind zwar bisweilen sinnvoll, aber eher zur Prophylaxe. In jedem Fall gilt: Erst sollte man die Ursache für feuchte Wände kennen und beseitigen, ehe man sich um die Trocknung kümmert.
Feuchte Wände können zu schweren Problemen werden
Feuchte Wände sollte man nicht ignorieren, selbst bei kleineren Wasserflecken. Das Problem lässt sich in den seltensten Fällen einfach aussitzen. So besteht bei einer feuchten Stelle ein erhöhtes Risiko für Schimmel in der Wohnung. Schimmel sieht nicht nur unschön aus. Oftmals riecht er auch unangenehm modrig und ein gewisses gesundheitliches Risiko ist ebenfalls gegeben, auch wenn die Höhe dieses Risikos von Experten unterschiedlich bewertet wird.
Wann wird Schimmel zum Risiko?
Hans Peter Seidl, Mikrobiologe an der TU München, ärgerte sich 2014 beispielsweise in einem Artikel der Süddeutschen Zeitung öffentlich darüber, dass beim Thema Schimmel aus seiner Sicht mit Schlagzeilen Ängste geschürt werden. Für gesunde Menschen ist das Risiko durch Schimmelpilze sehr gering, sagt er. Schimmel kann allerdings durchaus Allergien auslösen und bedeutet laut Zeitungsbericht für Menschen mit geschwächtem Immunsystem auch ein erhöhtes Risiko.
Feuchtigkeit an den Wänden kann jedoch nicht nur zu Schimmel in der Wohnung führen. Sie kann das Mauerwerk ebenso beschädigen wie die Dämmschicht und teure Sanierungen verursachen. Wie groß die Schäden werden können, hängt nicht zuletzt von den verbauten Materialien ab.
Ab wann gelten Wände als feucht?
Bevor man überlegt, ob ein Luftentfeuchter für zu Hause dazu beitragen kann, eine Wand nachhaltig zu trocknen, sollte man den Ursachen für die Feuchtigkeit auf den Grund gehen. Dazu ist in einem ersten Schritt oft eine Bestandsaufnahme wichtig. Wo genau sind Wände vom Problem betroffen und wie stark und weitflächig ist die Feuchtigkeit wirklich?
Auf den ersten Blick erkennt man nur die außen an der Wand sichtbare Feuchtigkeit. Wie es weiter innen aussieht, bleibt erst einmal ungewiss, ist aber nicht unwichtig. Ermitteln sollte man daher den sogenannten Durchfeuchtungsgrad. Er beschreibt das Verhältnis des Feuchtigkeitsgehalts eines Baustoffs zu dessen maximal möglicher Wasseraufnahme.
Da Baustoffe immer etwas Wasser enthalten, gilt eine Wand bei einem Durchfeuchtungsgrad von etwa 5 % noch als trocken. Bei höheren Prozentwerten spricht man von feuchten Wänden. Den Durchfeuchtungsgrad selbst mit einem im Baumarkt gekauften Feuchtigkeitsmessgerät zu untersuchen, ist selten die richtige Lösung.
Fachleute entnehmen beispielsweise Proben, die sie mit einem sogenannten CM-Gerät untersuchen und qualifiziert beurteilen.
Die bisweilen schwierige Suche nach Ursachen
Grundsätzlich kann eine feuchte Wohnung innere wie äußere Ursachen haben. Das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) nennt in seiner Broschüre „Feuchte im Bauwerk“ als mögliche Ursachen Wasser von oben, von unten und von innen. Ergänzen könnte man noch „von der Seite“.
Wasser von oben und von der Seite kann beispielsweise als Schlagregen in einer Menge in die Bausubstanz eindringen, in der die Feuchtigkeit nicht harmlos bleibt. Eine Kellerwand kann aufgrund von Wasser feucht werden, das im unterirdischen Teil des Hauses gegen die Hauswand drückt. Ist das Haus dort nicht ausreichend abgedichtet, durchdringt das Wasser die Kellerwand.
Eine häufige Ursache bei neuen Gebäuden
Bei frisch erbauten Neubauten gibt es wiederum eigene potenzielle Ursachen. Verputzt man beispielsweise die Innenwände, ist oft viel Wasser im Spiel. Wer dann zu früh mit Folgearbeiten wie dem Tapezieren beginnt, riskiert das Durchdringen des Wassers an die Wandoberfläche.
Eine weitere mögliche Ursache ist ein Rohrdefekt oder Rohrbruch im Wandinneren.
Und hohe Luftfeuchtigkeit im Inneren des Hauses kann ebenfalls verantwortlich sein. Sie kann etwa durch falsches Lüften entstehen, durch den Einsatz von Luftbefeuchtern oder durch Vorgänge wie Kochen oder Duschen. Kann die Luftfeuchtigkeit dann nicht entweichen, kondensiert sie im Inneren des Hauses und feuchte Wände entstehen.
Der Taupunkt
Eine fehlerhaft konzipierte Dämmung kann ebenfalls dazu beitragen, dass Luftfeuchtigkeit bereits im Hausinneren kondensiert. Durch die Dämmung kann sich der sogenannte Taupunkt ins Innere einer Immobilie verschieben. Der Taupunkt ist diejenige Temperatur, an der die Luft mit Feuchtigkeit gesättigt ist. Die Luftfeuchtigkeit beträgt dann 100 %. Wird der Taupunkt überschritten, kondensiert das Wasser.
Erst geht es um die Ursache. Dann ums Trocknen.
Klar wird schnell: Wer die Ursache nicht findet und beseitigt, wird bei feuchten Wänden für keine nachhaltige Lösung sorgen. Er trocknet vielleicht eine Kellerwand, die bald darauf erneut feucht wird. Die Ursachenforschung ist daher immer der erste Schritt. Mögliche Maßnahmen dafür sind eine professionelle Leckortung zum Auffinden defekter Rohre, ein Blower-Door-Test oder Thermografie, um sogenannte Wärmebrücken in der Gebäudehülle zu finden.
Keine Einschätzung des Aufwands per Ferndiagnose
Nach der Ursachenforschung lässt sich die Ursache beseitigen. Der dafür benötigte Aufwand kann sehr unterschiedlich hoch sein. Im besten Fall muss man nur eine Verhaltensänderung bei den Hausbewohnern bewirken: beispielsweise bei falschem Lüften als Ursache. Dann greifen relativ einfache Regeln wie: „Lüften Sie lieber mehrfach nur einige Minuten lang mit weit geöffnetem Fenster als oft oder dauerhaft mit gekipptem Fenster.“
Bei defekten Rohren können Fachleute im günstigsten Fall mit minimalinvasiven Methoden arbeiten. Funktioniert das nicht, muss man die Wand teils aufstemmen. Und bei undichten Kellerwänden sind auch recht aufwändige Erdaushubarbeiten nicht ausgeschlossen.
Fakt ist: Erst nach Beseitigung der Ursache kann man die Wände so trocknen, dass eine weitere Durchfeuchtung ausbleibt, die dann erneut für eine feuchte Wohnung sorgen würde.
Mit Luftentfeuchtern kann man beim Trocknen von Gemäuern, Rauputz oder Rigips aber eher nicht arbeiten. Eher kommen größere Entfeuchter zum Einsatz: Die Rede ist von großen Bautrocknern. Die Entfeuchtungsleistung des Bautrockners sollte darauf abgestimmt sein, welche Wand mit welchem Durchfeuchtungsgrad getrocknet werden muss.
Die Suche nach der Ursache steht vor Bautrockner-Einsätzen
Kehren wir zur Ausgangsfrage zurück: Kann man mit Luftentfeuchtern erfolgreich gegen feuchte oder nasse Wände vorgehen? Antwort: Eher selten. Allerdings kann man mit Luftentfeuchtern eine gewisse Vorbeugung leisten, wenn es um das Risiko einer feuchten Wand durch Kondensation im Hausinneren geht. Und vorzubeugen ist immer noch besser, als später Schäden beseitigen zu müssen. Starke Entfeuchter, die zu den Bautrocknern zählen, sorgen für eine trockene Wand. Die Ursachensuche sollte allerdings an erster Stelle stehen.