Lüften gegen Viren
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Ein optimales Raumklima kann die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen in einem Zimmer steigern. Eine optimale Luftfeuchtigkeit sowie die richtige Zusammensetzung der Luft sind dabei zwei der wichtigen Faktoren, die sich durch regelmäßiges Lüften positiv beeinflussen lassen. Hilfreich kann das Lüften unter anderem gegen Aerosole und eine zu hohe Virenlast im Raum sein.
Raumklima – was bedeutet das eigentlich?
Als Raumklima wird das Zusammenspiel diverser Faktoren bezeichnet, die in einem hohen Maß dazu beitragen, ob sich Menschen in einem Raum behaglich fühlen oder nicht. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAUA) nennt als Faktoren die Luftfeuchte, Wärmestrahlung, Lufttemperatur und Luftgeschwindigkeit. Die Zusammensetzung der Luft ist ein weiterer Faktor, der häufig genannt wird. Zum Teil existieren Empfehlungen, wie hoch einzelne Werte bei den Faktoren ausfallen sollten.
Als optimale Luftfeuchtigkeit gelten in Büros und vielen Wohnräumen beispielsweise 40 bis 60 Prozent. Ist die Luftfeuchtigkeit deutlich geringer, kann unter anderem das Risiko einer Erkrankung durch Viren steigen. Bei sehr hohen Werten droht dagegen Schimmelbefall. Für Raumtemperaturen empfiehlt das Umweltbundesamt während der Heizperiode maximal 20 Grad im Wohnbereich, 18 in der Küche und 17 Grad im Schlafzimmer. Es weist aber darauf hin, dass letztlich in allen Fällen die „individuelle Behaglichkeitstemperatur“ entscheidend ist.
Wann ist die Luftzusammensetzung optimal
Luft besteht normalerweise aus etwa 78,08 Prozent Stickstoff, 20,95 Prozent Sauerstoff, 0,93 Prozent Argon und 0,04 Prozent Kohlendioxid. Trotz des sehr geringen Anteils in der Raumluft hat Kohlendioxid (CO2) einen hohen Einfluss auf das Wohlbefinden. Befinden sich viele Menschen in einem Raum, der nicht regelmäßig gelüftet wird, steigt der CO2-Anteil und kann bei Menschen Probleme wie ein Müdigkeitsgefühl oder Kopfschmerz verursachen.
Neben den normalen Bestandteilen beinhaltet Raumluft zusätzlich fast immer Fremdpartikel.
Das können unter anderem Pollen, winzige Mineralien, Geruchsstoffe (z.B. im Tabakrauch) Viren, Bakterien oder Pilzsporen sein. Sie haben ebenfalls Einfluss darauf, wie das Raumklima auf den Menschen wirkt.
Lüften ist aus mehreren Gründen sehr wichtig
Das Beispiel „CO2-Anteil in der Luft“ hat bereits deutlich gemacht, warum ein Luftaustausch durch ein regelmäßiges Lüften wichtig ist. Es gibt weitere Gründe, wobei manuelles Lüften durch Öffnen der Fenster keineswegs der einzige Weg für solch einen Luftaustausch ist. In alten Häusern drang Luft durch Ritzen in der Bausubstanz, die jedoch zugleich für einen hohen Wärmeverlust im Winter sorgten. In modernen, besonders luftdicht gebauten Häusern bleibt die Wärme dagegen weitestgehend im Innenraum.
Als „Preis“ dafür ist jedoch ein Lüftungskonzept nötig, zu dem zum Beispiel der Betrieb einer Lüftungsanlage gehören kann. Das manuelle Lüften wird durch sie nicht ersetzt, sondern nur ergänzt. Lüften kann sich nicht nur positiv auf die Luftzusammensetzung auswirken, sondern zusätzlich auf die Luftfeuchte. Allerdings muss man dafür aufpassen, dass man zur richtigen Zeit lüftet. Im ungünstigen Fall gelangt sonst im Winter trockene Luft in den Innenraum und wird dort durch die laufende Heizung noch trockener, sodass ihr Feuchtigkeitswert unter den Optimalbereich von 40 bis 60 Prozent sinkt. Nicht zuletzt kann das richtige Lüftungsverhalten die Zahl der schwebenden Viren im Raum reduzieren.
Viren werden auf unterschiedliche Weise übertragen, wobei nicht jeder Virus jeden Übertragungsweg nutzt. Ein möglicher Übertragungsweg sind in der Luft schwebende Aerosole. Als Aerosole werden feinste Gemische aus festen und/oder flüssigen Stoffen in der Raumluft bezeichnet. Ein Beispiel sind winzige Viren enthaltende Wassertropfen. Sie schweben bisweilen relativ lang in der Raumluft und können dadurch eingeatmet werden.
Studien belegen: Lüften senkt die Virenlast
Wer regelmäßig lüftet, tauscht insbesondere in Räumen mit erkrankten Personen virenbelastete Raumluft gegen frische aus. Dadurch kann das Erkrankungsrisiko sinken. Wie lange Krankheitserreger in der Raumluft bleiben, erforschte zum Beispiel die Technische Universität Berlin (TU Berlin) 2020 angesichts der Corona-Pandemie.
Die Forschenden untersuchten, wie viele Partikel mit Krankheitserregern sich nach einer bestimmten Messzeit noch in der Raumluft befanden.
Dabei hat sich gezeigt, dass sich die Anzahl kleiner Partikel mit einer Größe von 0,5 bis drei Mikrometern (Einheit: um) nach zwanzig Minuten so gut wie gar nicht verringert hat. Zusätzlich enthielt die Raumluft noch über 50 Prozent der mittleren Partikel (3 bis 10 um). Als Maßnahme gegen diese Virenkonzentration hielt die TU Berlin jede Erhöhung der Außenluftzufuhr (und damit Lüften) für sinnvoll.
Und auch das Umweltbundesamt berichtete im August 2020 auf Basis einer aktuellen Stellungnahme ihrer Kommission Innenraumlufthygiene (IRK): Maßnahmen wie Stoß- und Querlüften können dazu beitragen, das Risiko einer Infektion mit SARS-CoV-2 (Corona) zu reduzieren.
Noch eine Studie: der Einfluss der Luftfeuchte
Die Luftfeuchtigkeit kann ebenfalls einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Virenlast in einem Raum haben. Aerosole mit Krankheitskeimen schweben in trockener Raumluft tendenziell länger als in feuchterer. Bei relativ hoher Luftfeuchtigkeit wird das Aerosol mit zusätzlicher Feuchtigkeit angereichert. Es wird dadurch schwerer und sinkt schneller zu Boden. Zusätzlich haben Studien nachgewiesen, dass die Infektiosität von Viren in feuchterer Raumluft geringer ist.
Eine optimale Luftfeuchtigkeit könnte damit auch bei der Eindämmung des Corona-Virus helfen. Indizien dafür lieferten 2020 Forschende des in Neu-Delhi sitzenden CSIR-National Physical Laboratory sowie des Leipziger Leibniz-Instituts für Troposphärenforschung (TROPOS). Sie analysierten zehn verschiedene Studien und empfahlen, auf eine Luftfeuchte von 40 bis 60 Prozent zu achten sowie Standards für die Innenraumluftfeuchte in Räumen wie Großraumbüros oder Krankenhäusern zu schaffen und umzusetzen.
Klimatechnik kann die Luftfeuchte optimieren
Optimieren lässt sich die Luftfeuchtigkeit beispielsweise mit einem elektrisch betriebenen Luftentfeuchter oder Luftbefeuchter. Für den Kampf gegen Viren ist der Luftbefeuchter in der Regel das sinnvollere Gerät.
Je nach Raumgröße, ob für Privaträume oder im gewerblichen Bereich, gibt es passende Geräte für kleine Räume oder sehr leistungsstarke Befeuchter, die etwa auch in ausschweifenden Museumshallen eingesetzt werden.