Alle Jahre wieder: Richtiges Lüften im Frühling
In unseren Breitengraden verabschiedet sich der Winter in schöner Regelmäßigkeit Ende März, woraufhin die Luft sich mit Insekten und Frühlingsgefühlen anreichert. Der alljährliche Abschluss der kleinen „Eiszeit“ beschwört aber auch veränderte Begebenheiten bezüglich der Luftfeuchtigkeit und klimatischen Bedingungen hervor, die indirekt Einfluss auf unser Raumklima nehmen. Wer seine Lüftungsstrategie in dieser Phase zu spät umstellt, sieht sich schnell mit einem ernsthaften Schimmelproblem konfrontiert. Eine kleine Auffrischung der grundlegenden Kenntnisse dürfte daher kaum schaden.
Richtig Lüften: Crashkurs für Neuankömmlinge
Speziell bei Raumtemperaturen dürfte wohl jeder seine eigene Meinung vertreten, wenngleich die Temperaturen in den Wohnbereichen sich zumeist bei 20 – 23 °C einpegeln. Ausnahmen davon bilden das Bad (mindestens 23 °C) und das Schlafzimmer, wo das Raumklima exakt an die individuellen Bedürfnisse der Bewohner angepasst werden muss. Im nationalen Durchschnitt hat sich dort aber der Wert von 18 °C etabliert, während die Raumluft in der restlichen Wohnung zumindest 15 °C aufweisen sollte. Wie die optimale Luftfeuchtigkeit in der Wohnung beschaffen sein sollte, scheint ebenfalls Geschmackssache zu sein. Nur so lässt sich nachvollziehen, warum manche in Wohnräumen die relative Luftfeuchte von 40% präferieren, während andere sich erst bei 60% richtig wohlfühlen.
In den Räumlichkeiten, in denen direkte Wasseranschlüsse verlegt wurden (also Küche und Bad), darf die relative Luftfeuchtigkeit kurzfristig auch schon einmal 75% betragen. Unsere erfahrenen Leser werden sehr wohl wissen, dass jener Wert aber auch das Wachstum mikrobiologischer Organismen, wie etwa Schimmel, vorantreibt und somit kein Dauerzustand sein sollte. Die optimale Luftfeuchtigkeit darf aber auch nicht zu niedrig taxiert werden, da dies schädlich auf das menschliche Immunsystem wirkt und besonders für Allergiker sehr belastend werden kann.
Gerade in den Sommer- und Wintermonaten kann es somit schon einmal zu einer Herausforderung werden, die Wohnung angemessen bzw. richtig zu lüften, sodass dafür gerne technische Hilfsmittel wie moderne Luftentfeuchter bzw. Luftbefeuchter hinzugezogen werden. Im Vergleich zu den Wetterextremen jener Jahreszeiten muss man im Frühling zwar weniger Aspekte beachten, um die Wohnung optimal zu lüften. Diese Tätigkeit zu vernachlässigen, kann unter Umständen aber zu recht unangenehmen Begleiterscheinungen führen.
Lüften im Frühling: Weiterführendes Studium für Fortgeschrittene
Immerhin lassen die im Frühling und Herbst zu beobachtenden morgendlichen Nebelschwaden in der Luft darauf schließen, dass die Atmosphäre auch in jenen Monaten große Mengen Feuchtigkeit speichert. Und da zwischen der Umgebung und dem Wohnungsinneren zudem nur marginale Temperaturunterschiede herrschen, vollzieht sich der Luft-Austausch gewissermaßen in Zeitlupe.
Bei unzureichender Lüftung reichert sich die Feuchtigkeit demnach in der Raumluft fortwährend an, womit Schimmelsporen relativ günstige Lebensbedingungen frei Haus geliefert bekommen. Schließlich kondensiert die Feuchtigkeit überwiegend an kalten Oberflächen bzw. den Innenwänden und weicht den Putz und die Tapeten auf Dauer soweit auf, dass sich dort schon bald verdächtige Flecken mit dem für Schimmel charakteristisch muffigen Geruch bilden. Ein weiterer Faktor, der hier mithineinspielt, ist bautechnisch bedingt und muss somit leider nicht nur im Frühling berücksichtigt werden: Seit dem Inkrafttreten der Energieeinsparverordnung (EnEv) müssen deutsche Eigenheimbesitzer bei Neubauten und Renovierungen erheblich strengere Auflagen bezüglich der Wärmedämmung an den Außenwänden einhalten.
Die Luft-Durchlässigkeit des Mauerwerks ist dadurch deutlich herabgesetzt worden und tendiert inzwischen gegen null.
Der positive Begleiteffekt jener Maßnahme, dass Energiekosten eingespart werden, wird durch die erhöhten Feuchtigkeitswerte in den Wohnräumen somit beinahe wieder neutralisiert. Zusammengefasst gilt es im Frühling somit überwiegend darauf zu achten, die optimale Luftfeuchtigkeit in den Wohnräumen zu bewahren.
Die vier goldenen Regeln fürs manuelle Lüften im Frühling
Glücklicherweise sind dazu weit weniger Arbeitsschritte vonnöten, als während der Sommer- und Wintermonate. So haben sich die folgenden vier Punkte als ausreichend erwiesen, um die Wohnung im Frühling angemessen zu lüften:
1. Kein Geld aus dem Fenster werfen
Der Lieblingsspruch aller Schulhausmeister dürfte den Deutschen bis heute unangenehm in den Ohren klingeln, nachdem in der Heizungsperiode die Fenster geschlossen bleiben sollen, um nicht „die umliegende Wohnsiedlung mit städtischen Mitteln zu heizen.“ Jene Ansicht mag vor der Energiewende ein wenig überzogen gewesen sein. Inzwischen zahlen die Deutschen jedoch die höchsten Energiepreise Europas und sollten daher nicht nur im Frühling darauf achten, dass sie etwa eine halbe Stunde vor dem Lüftungsvorgang die Heizung abdrehen, um mit der abgestandenen Luft nicht zugleich auch noch kostbare Wärme entfleuchen zu lassen.
2. Stoßlüften ist Trumpf
Um das Lüften im Frühling so unkompliziert wie möglich zu gestalten, neigen die Deutschen dazu, ihre Fenster ganztägig gekippt zu lassen. Was zunächst logisch klingt, erweist sich als ungünstig, weil die niedrige Temperaturdifferenz zwischen der Außen- und Raumluft quasi keinen Luftstrom provoziert. Unter diesen Bedingungen kann sich die relative Luftfeuchte in den Räumen fortwährend anreichern und die kritische Grenze von 60 Prozent somit dauerhaft übertreffen.
3. Weniger ist mehr
Der Vorteil jener Jahreszeit ist aber, das die Luftfeuchtigkeit umso schneller aus den Räumen abzieht, je niedriger sich die Außentemperaturen darstellen. So reicht die Lüftungsdauer von 5 – 10 Minuten vollkommen aus, um das Raumklima optimal nachzujustieren. Je nach Größe der Wohnung, ist jener Vorgang drei- oder viermal pro Tag durchzuführen. Die schnellsten Ergebnisse werden dabei mit klassischem Stößlüften, also dem Öffnen sämtlicher Fenster und Türen, erzielt.
4. Morgendliche Brise nutzen
Der erste Durchgang davon sollte im Idealfall direkt nach dem Aufstehen erfolgen. Schließlich verlieren Menschen im Schlaf über die Atmung und Transpiration nicht unwesentliche Mengen an Feuchtigkeit, die sich zudem noch mit den Dämpfen der morgendlichen Dusche verbündet. So gilt es nicht nur beim Lüften im Frühling den Grundsatz zu beachten, diese beiden Unruhestifter schon früh morgens mit der harten Realität des Lebens auf der Straße zu konfrontieren. Darüber hinaus sind Funktionsräume, wie Küche und Bad, besonders intensiv und häufig zu lüften, weil dort grundsätzlich höhere Feuchtigkeitswerte in der Luft auftreten.
Abschlussprüfung: Die „Produktion“ idealer Raumluft mithilfe moderner Klimatechnik
All jene Tipps sind einfach und zeitsparend umzusetzen. Ihr großer Nachteil ist jedoch, dass man ganztägig zu Hause sein muss, um sie komplett befolgen zu können. Die führenden Hersteller der Klimatechnik-Branche haben auf diesen Umstand schon vor Längerem reagiert, indem sie elektrische Luftbefeuchter und Luftentfeuchter zur Marktreife gebracht haben, die automatisch reagieren. Beide Systeme basieren auf klassischen Lüftungsanlagen, besitzen darüber hinaus aber noch zusätzliche Funktionen. So fügen Befeuchter dem Luftstrom eine gewisse Menge Wasserdampf hinzu, um die optimale Luftfeuchtigkeit zu gewährleisten. Ihr Verwendungszeitraum bleibt allerdings weitgehend auf die Wintermonate beschränkt, während Luftentfeuchter ganzjährig und damit auch im Frühling zur Geltung kommen.
Im Inneren dieser Geräte vollzieht sich mithilfe chemischer Kühlmittel im Prinzip der Prozess, der auf natürlichem Wege für Schimmelflecken an den Wänden verantwortlich ist: An gekühlten Oberflächen kondensiert die im Luftstrom gebundene Feuchtigkeit und sammelt sich in integrierten Auffangbehältern. Der entscheidende Vorteil der Luftentfeuchter besteht aber darin, dass ihre Lüfter zumeist weniger als 25 Watt Leistung benötigen und somit ganztägig betrieben werden können. Dass diese Eigenschaften sehr gut mit denen heutiger Klimaanlagen korrespondieren, ist der Branche natürlich nicht lange verborgen geblieben. So sind Luftbefeuchter und -entfeuchter heutzutage üblicherweise integraler Bestandteil hochwertiger Klimageräte. Doch wie bringt man manuelle und technische Lüftungsvorgänge nun unter einen Hut?
Zeit der Ernte
Zu diesem Zweck eignet sich ein alttestamentarisches Bibelzitat: „Gott hat für jede Tätigkeit einen gewissen zeitlichen Rahmen vorgesehen. So folgt auf die Zeit des Säens, die des Wartens und schließlich die des Erntens.“ Im übertragenen Sinne können wir nach dem Abschluss unseres Studiums nun manuelle und technische Lüftungsvorgänge richtig einordnen und nach Bedarf auch miteinander kombinieren. So reicht es für die Wohnbereiche vollkommen aus, die vier goldenen Regeln für das Lüften im Frühling zu befolgen. In Funktionsräumen sollte man über die manuelle Lüftung hinaus aber nicht nur im Frühling über den zusätzlichen Einsatz eines Luftentfeuchters nachdenken. Wer weite Teile des Tages außer Haus verbringt, wird daran sowieso nicht vorbeikommen.
Dafür kann man die Fenster in diesem Fall aber dauerhaft gekippt lassen, um die frische Frühlingsbrise und nicht etwa die Anwesenheit zahlreicher Schimmelpilze im Haus begrüßen zu dürfen. Mit jenen Informationen gerüstet, dürfte dem alljährlichen Ende der Eiszeit aus lüftungstechnischer Sicht nun nichts mehr im Wege stehen.