Wie wirkt sich die Luftfeuchtigkeit auf die thermische Behaglichkeit aus?
Wann fühlt sich ein Mensch in einem Raum behaglich? Eine wichtige Rolle bei der Suche nach Antworten auf diese Frage spielt die thermische Behaglichkeit. Sie wird unter anderem von der Lufttemperatur und der Luftfeuchtigkeit bestimmt. Behaglichkeit ist Lebensqualität. Deshalb ist es Zeit, sich ein wenig mit ihr zu beschäftigen.
Was genau ist behaglich?
Behaglichkeit wird als subjektives Wohlbefinden eines Menschen mit seinem aktuellen Zustand definiert. Auch die thermische Behaglichkeit hat mit solch einer Zufriedenheit zu tun. Die heute nicht mehr gültige Norm DIN 1946-2:1994-01 definiert sie als ein Zustand, in dem ein Mensch die Temperatur in einem Raum, die Luftfeuchtigkeit und Luftbewegung sowie die Wärmestrahlung als optimal empfindet.
Mittlerweile gilt die DIN EN ISO 7730:2003. Auch die Definition in dieser Norm geht von einem individuellen Empfinden aus. Das alles ist noch relativ unkonkret. Das bleibt auch auf der Seite des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) zum Thema weitgehend so. Thermische Behaglichkeit besteht laut Angaben auf dieser Seite, wenn der menschliche Körper “in einem thermischen Gleichgewicht mit der Umgebung steht” (Wärmebilanzmodell) und/oder wenn das Umgebungsklima der menschlichen Erwartung (Erwartungsmodell) entspricht.
Dazu muss man sich zweierlei vor Augen führen: Der Körper des Menschen hält eine konstante Körpertemperatur von etwa 37 Grad Celsius aufrecht. Zugleich interagiert er über die Haut mit seiner Umgebung.
Sinkt oder steigt die Hauttemperatur durch die Umgebung unter oder über einen bestimmten Wert, wirkt das belastend auf den Körper. Deshalb ist das thermische Gleichgewicht wichtig.
Wie sehr es gegeben ist, beschreibt die ISO-Norm 7730 in einer Bewertungsskala von -3 (kalt) bis +3 (heiß). Der Wert “0” steht für das Gleichgewicht. Auf der anderen Seite hängt die thermische Behaglichkeit von den Erwartungen eines Menschen ab. Laut BBSR tolerieren Menschen im Winter niedrigere und im Sommer höhere Raumtemperaturen.
Ein detaillierter Blick auf die Temperaturen
Für die thermische Behaglichkeit ist die Temperatur der Raumluft natürlich ein wichtiger Faktor. Empfehlungen hierzu gibt es beispielsweise beim Umweltbundesamt, das für den Wohnbereich maximal 20 Grad empfiehlt, für die Küche 18 und für das Schlafzimmer 17 Grad. Es weist allerdings zusätzlich darauf hin, dass die individuelle Behaglichkeit in allen Fällen entscheidend ist. Sie ist also auch hier nicht aus dem Spiel.
Neben der Luft- ist für die Raumtemperatur aber noch etwas anderes wichtig: die sogenannte Strahlungstemperatur.
Einfach ausgedrückt beschreibt sie die Oberflächentemperaturen von Umschließungsflächen wie Wänden und Decken, die thermisch ebenfalls mit ihrer Umgebung interagieren. Gewichtet man sämtliche Oberflächentemperaturen in einem Raum, kann man eine Ganzraumstrahlungstemperatur (mittlere Strahlungstemperatur) berechnen. Die Raum- ergibt sich dann aus der Luft- und der Strahlungstemperatur.
Die VDI-Richtlinie 6030 konkretisiert Optimaltemperaturen
Die VDI-Richtlinie 6030 definiert einige Temperaturregeln, die für ein thermisch behagliches Raumklima gelten sollten. Laut der Richtlinie sollte die Temperaturdifferenz zwischen der Raumluft und den Wandoberflächen weniger als vier Grad Celsius betragen. Von der Fuß- bis zur Kopfhöhe des Menschen sollte die Temperaturdifferenz geringer als drei Grad Celsius sein. Und die Unterschiede der Strahlungstemperaturen verschiedener Wände im Raum sollte bei weniger als fünf Grad Celsius liegen.
Weitere Einflussfaktoren
Die Luftfeuchtigkeit hat ebenfalls Einfluss auf das Raumklima und damit auf das thermische Wohlbefinden von Menschen. Bei hohen Feuchtigkeitswerten wirkt eine bestimmte Raumtemperatur X wie eine deutlich höhere Temperatur Y auf einen Menschen. Das zeigt zum Beispiel der US-Heat-Index:
Laut Index empfindet ein Mensch zum Beispiel eine Temperatur von 30 Grad Celsius bei einer relativen Luftfeuchtigkeit von 80 Prozent bereits wie 38 Grad Celsius.
Luftbewegung
Die Luftbewegung ist eine weitere wichtige Kenngröße. Sie kann die Wärmeabgabe des menschlichen Körpers so erhöhen, dass der jeweilige Mensch das als unangenehm empfindet. Das Risiko einer unangenehmen Luftbewegung steigt bei kälterer Luft und wenn die Luft konstant aus einer Richtung kommt.
Was kann man tun für thermische Behaglichkeit?
Einen Einfluss darauf, ob ein Mensch ein gegebenes Raumklima als thermisch angenehm empfindet, haben zusätzlich seine Aktivität und seine Kleidung. Kennt man all diese Behaglichkeitsfaktoren, kann man jeden einzelnen prüfen und bei Bedarf verändern. Dies geschieht im einfachsten Fall durch eine Verhaltensänderung.
Man zieht seine Jacke aus, weil es zu warm ist oder statt eines T-Shirts einen Pullover an, weil es im Raum relativ kühl ist. Vielleicht arbeitet man bei kühler Temperatur im Raum schneller, damit der eigene Körper wärmer wird. Oder man verlangsamt seine Bewegungen, um das Raumklima trotz warmer Raumtemperaturen als angenehm zu empfinden. Bisweilen helfen Geräte dabei, ein behagliches Klima im Raum zu erzeugen.
Die Klimaanlage im Sommer und die Heizung im Winter regeln die Raumtemperatur nach unten oder oben. Hohe Luftfeuchte lässt sich bisweilen mit einem veränderten Lüftungsverhalten oder mit einem Luftentfeuchter reduzieren.
Für den privaten Einsatz bietet sich beispielsweise der Dehumid 9 an. Er besitzt eine Entfeuchtungsleistung von ungefähr 10,5 Litern/24 Stunden bei 25 Grad Celsius und einer relativen Luftfeuchte von 80 Prozent. In großen Räumen wie Produktionsstätten, Museumsräumen und Lagerhallen ist ein Gerät wie der Dehumid HP 50 oft passender.
Klar, dass die Luftfeuchtigkeit auch zu niedrig sein kann. Dann nutzt ein Luftbefeuchter.
Manchmal sind größere Maßnahmen nötig, damit die Luft nachhaltig als behaglich eingestuft wird. Vielleicht entscheidet man sich für eine neue und verbesserte Wärmedämmung. Sie kann im Winter trotz relativ niedrigerer Temperatur der Luft im Raum für ein behagliches Wohlfühlklima sorgen. Zugleich kann eine Modernisierung der Gebäudehülle bei alten Häusern Zugluft verhindern oder zumindest reduzieren. Und auch das sorgt im besten Fall dafür, dass das Raumklima optimiert wird.