Wärmebrücken vermeiden
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Große Zielsetzungen lassen sich ohne Opferbereitschaft nur schwerlich realisieren. Diese Erfahrung mussten in den vergangenen zwei Jahrzehnten viele Eigenheimbesitzer machen, weil bei der Errichtung deutscher Wohngebäude inzwischen deren Energieeffizienz im Vordergrund steht. Hierdurch wird zwar die Energiewende unterstützt; andererseits lässt sich das Auftreten von Wärmebrücken kaum vermeiden…
Heißt es Wärme- oder Kältebrücke?
So scheitert es vielerorts schon daran, die einzelnen technischen Fachbegriffe richtig einzuordnen. Das ist aber beileibe keine Schande: Selbst die Expertenwelt tut sich bei neuen baulichen Phänomenen nicht leicht und konnte sich für dieses spezielle noch immer nicht auf die Namensgebung einigen. Daher beschreiben Wärme- und Kältebrücke tatsächlich denselben baulichen Mangel. Einen Mangel, der das Raumklima und die Luftfeuchtigkeit nachhaltig beeinflusst und dadurch zur Schimmelgefahr werden kann.
Das Prinzip hinter der Wärmebrücke
Das dahinterstehende Prinzip ist leicht nachzuvollziehen: Die Luft in unserer Atmosphäre kann nicht unbegrenzt Feuchtigkeit aufnehmen und unterliegt somit dem ständigen Wechsel zwischen Verdunstung und Kondensation. Was in freier Natur ungehindert geschieht, muss sich in Innenräumen gewissen Sachzwängen unterordnen: Die Luftfeuchtigkeit bleibt hier über weite Strecken des Tages konstant und kondensiert schließlich an besonders kühlen Gebäudeteilen. Derartige Schwachstellen finden sich meist an den Außenwänden und sind vor allem hinter großen Schränken schwer zu entdecken. Dies ist gleich aus doppeltem Grunde problematisch: Die feuchte Wand bindet Staubpartikel und bildet in der Verbindung mit dem Anstrich und organischem Tapetenkleister den optimalen Nährboden für einheimische Schimmelarten.
Wenn sich das Kondenswasser dann monatelang an der Wärmebrücke niederschlägt, kommt es dort nicht selten zu umfangreichen Bauschäden. Die Situation verschärft sich dann noch durch den Umstand, dass die Wärmeleitfähigkeit der Wand durch die Feuchtigkeit weiter zunimmt. Die Schwachstelle ist demnach quasi “organischem” Wachstum unterworfen. Um den Teufelskreis kurzfristig zu durchbrechen, empfiehlt sich der Einsatz elektrischer Luftentfeuchter, die Wärmebrücken entlasten, indem sie sich selbst zur kühlsten Stelle im Raum herunterregulieren.
Materialbedingte Wärmebrücken
Auf lange Sicht lassen sich Wärmebrücken aber nur vermeiden, wenn deren Ursachen beseitigt werden. In Altbauten handelt es sich hierbei häufig um unsachgemäß ausgeführte Dämmarbeiten. So sollte die Gebäudehülle möglichst homogen geschlossen werden. Das ist im Häuserbau des 20. Jahrhunderts nicht immer gewissenhaft verfolgt worden, sodass kleinere Lücken im Mauerwerk häufig einfach mit Mörtel aufgefüllt wurden, der im Vergleich zur Steinreihe eine recht hohe Wärmeleitfähigkeit aufweist. Ein klassisches Beispiel für eine materialbedingte Wärmebrücke ist herkömmliches Ziegelmauerwerk, in das Betonstützen eingearbeitet wurden: Die Stützen leiten viermal so viel Wärme wie die restliche Wand. Leider genügt es auch nicht, die Betonbauteile zusätzlich zu isolieren, um Wärmebrücken zu vermeiden. Hier muss vielmehr die gesamte Dämmung der Außenwand erneuert werden, um den Effekt so weit als möglich zu minimieren.
Mängel in der Gebäudestruktur
Konstruktionsbedingte Schwachstellen weisen dagegen zahlreiche Ursachen auf und lassen sich auch bei Neubauten nicht immer vermeiden. Es handelt sich hierbei zumeist um metallische Materialien, die aus statischen Gründen bis in die Dämmschicht hineinragen müssen. Darüber hinaus zählen die Gebäudeecken zu dieser Kategorie, deren Außenfläche die innenseitige Oberfläche deutlich übersteigt, wodurch viel Wärme verlorengeht. Als typische Vertreter ihrer Art gelten zudem:
Unzureichend gedämmte Türen und Fenster
Wenn die Laibung und der Rahmen nicht passgenau ineinander übergehen, sammelt sich Feuchtigkeit im Mauerwerk. Dies wird im Winter zum Problem, wenn das Wasser durch die eiskalte Luft gefriert und Teile der Wand regelrecht herausgesprengt werden. Es handelt sich hierbei um einen handwerklichen Mangel, der den Bauherren zur Zahlungsverweigerung autorisiert, solange er nicht behoben wurde.
Feuchte Wand im Keller
Das Mauerwerk grenzt hier direkt ans Erdreich an und muss daher besonders sorgfältig gedämmt werden. Dies erreicht man am besten, indem sich die einzelnen Dämmplatten teilweise überlappen, sodass keine sichtbaren Fugen zurückbleiben. An der Außenseite muss die Schicht die Erdoberfläche durchstoßen, sodass ein deutlich sichtbarer Sockel zum Vorschein kommt, der anschließend verputzt wird.
Etagendecken
Hier ist vor allem der Übergang vom waagerechten zum senkrechten Mauerwerk von Bedeutung. Dort sind spezielle Dämmstreifen (sogenannte Deckenrandschalungen) einzusetzen, um Wärmebrücken zu vermeiden.
Rollladenkästen
In Zeiten umfassender Dämmmaßnahmen sind die in den Wänden eingelassenen Fensterabdeckungen zur Schwachstelle mutiert. Sie selbst weisen weder an der Außen- noch an der Innenseite isolierende Eigenschaften auf und müssen daher an diesen Punkten sowie am Übergang zum Mauerwerk und zum Fenstersturz extra gedämmt werden. Sollte dann anschließend noch etwas Luft durch den Kurbeleinlass eindringen, muss er mit Haushaltssilikon oder Acryl noch einmal separat abgedichtet werden.
Freiliegende Stahlbetonplatten
Das betrifft in der Regel Flachdächer (z.B. Balkone). Stahl ist ein sehr guter Wärmeleiter und kühlt die darunterliegende Zimmerdecke stark aus, sodass sich dort reichlich Kondenswasser ansammelt. Um das zu vermeiden, wurden früher Konsolen zur thermischen Trennung eingesetzt. Sie stellten allerdings ihrerseits eine Wärmebrücke dar, sodass inzwischen zu speziell gedämmten Tragelementen geraten wird.
Wärmebrücken vermeiden und lokalisieren
Potenzielle Störenfriede gibt es im häuslichen Umfeld somit mehr als genug. Was aber ist zu tun, wenn man die Schwachstelle nicht eindeutig identifizieren kann? Als Sofortmaßnahme kommt hier wieder der Luftentfeuchter ins Spiel, um schlimmere Schäden zu vermeiden. Doch letztlich verschwindet die feuchte Wand dadurch ja nicht. Hier sind nun die Fähigkeiten spezieller Energietechniker gefragt, die die Außenfassade mit Infrarotkameras scannen. Dies funktioniert jedoch nur während der Heizperiode und angemessener Witterungsverhältnisse (möglichst windstill, Temperaturen über dem Gefriergrad und maximale Luftfeuchtigkeit von 70 Prozent). Dann sind die farblichen Darstellungen aber wirklich zuverlässig und zeigen selbst kleinste Schwankungen in der Oberflächentemperatur an. Um Fehlmessungen auszuschließen, sollte der Luftentfeuchter aber 24 Stunden zuvor vom Netz genommen werden. Beim Ausmerzen der dadurch entdeckten Schwachstellen ist folgendes zu beachten:
- Die Dämmstoffe sich überschneidender Gebäudeteile (etwa an der Dachkonstruktion) müssen lückenlos ineinander übergehen, um die Bildung von Kondenswasser restlos ausschließen zu können.
- Die Winkel der Außenfassade sollten möglichst stumpf daherkommen. So weisen spitze Winkelkonstruktionen unter 90 Grad im Verhältnis zu ihrem Volumen eine sehr hohe Oberfläche auf, was Wärmeverluste begünstigt.
- Wenn sich statische und konstruktionsbedingte Wärmebrücken nicht vermeiden lassen, gilt es, deren Wärmeleitfähigkeit effektiv zu begrenzen. Das betrifft vor allem metallische Bauteile mit tragender Funktion, die jeweils einzeln isoliert werden können, was jedoch sehr kostspielig enden kann. Wandabdeckungen aus Ziegelwerk oder Leichtbeton sind deutlich günstiger und schützen die Innenräume fast genauso gut vor Feuchtigkeit.
Erfreulich: Fehlende Wärmebrücken machen sich im Geldbeutel bemerkbar
Abschließend bleibt nun nur noch darauf hinzuweisen, dass eine gut ausgeführte Wärmedämmung neben dem verminderten Schimmelrisiko und der Begrenzung der Luftfeuchtigkeit auch finanzielle Vorteile mit sich bringt. So qualifizieren sich derart gerüstete Wohngebäude unter Umständen als Niedrigenergiehäuser, die über die KfW mit staatlichen Mitteln gefördert werden. Als Grundvoraussetzung dafür ist zunächst sicherzustellen, dass die Oberflächentemperatur der Innenwände ganzjährig nicht unter den Wert von 12,6 °C fällt. Neben den Fördergeldern nehmen Hauseigentümer die Energieeinsparung natürlich ebenfalls wohlwollend zur Kenntnis, die je nach Größe des Gebäudes einen vierstelligen Eurobetrag pro Jahr ausmachen kann. Schließlich schützt die Wärmedämmung nicht nur vor Kälteeinbrüchen im Winter, sondern trägt auch dafür Sorge, dass die heiße Luft im Hochsommer draußen bleibt. Demnach ist es also auch ratsam, Wärmebrücken zu vermeiden, um die Betriebskosten für die Klimaanlage zu senken.